Cycles of Porn

Gibt es ein Leben nach dem Porno?

Im Jahr 1997 hat der Dokumentarfilmer Jochen Hick schwule Männer aus Los Angeles begleitet, die auf künstlerische und kommerzielle Weise mit ihrem Körper arbeiteten – als Fotomodell, Callboys, Pornodarsteller und Stricher. Nun, 8 Jahre nach dem ersten Film, hat er sich abermals aufgemacht, um die Veränderungen in der Szene zu dokumentieren. Herausgekommen ist ein ernüchternder und schonungsloser Blick auf die Träume, Wünsche und Hoffnungen junger Schwuler und die Industrialisierung der Sex-Business, dessen Rohstoff Körper sind und das Lust quasi maschinell erzeugt.

Seit dem ersten Film hat sich einiges verändert in der Szene und damit auch für die Lebensläufe der Protagonisten von damals. Das Business ist rauer geworden, schonungsloser, gerade mal neunzehnjährige Jungs finden sich in einer Mischung aus Selbstausbeutung und Ausgebeutet-werden in einer Art schwulem Big Brother-Studio wieder, wo sie rund um die Uhr allzeit bereit sein müssen, um die Bedürfnisse der zahlenden Voyeure zu erfüllen. Andere wiederum arbeiten bei so genannten Bareback-Produktionen, bei denen oftmals HIV-infizierte Männer ungeschützten Verkehr miteinander haben. Und bei den Sexparties, die Jochen Hick mit seiner Kamera besuchte, gibt es kaum jemanden, der noch nicht bei der Produktion eines Pornos mitgewirkt hat oder dies zumindest beabsichtigt. Pornographie, so scheint, ist, ist mittlerweile ein integraler Bestandteil des schwulen Lifestyles geworden. Und wenn die Entwicklung weiterhin so verläuft, wird ähnlich bald auch schon für heterosexuelle Lebensformen gelten. Denn „Sex sells“, wie die Marketingstrategen schon seit langem wissen.

Viele der Mitwirkenden von damals sind immer noch im Porno-Business tätig, andere sind ausgestiegen und einer ist in der Zwischenzeit verstorben. Doch es finden sich immer wieder junge Männer, die bereitwillig die vakanten Plätze einnehmen – ein wahrhaftiger Kreislauf der Pornographie, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt, sobald man sich einmal hineinbegeben hat.

Cycles of Porn / Sex Life in L.A. Part 2 wirft einen ähnlich erhellenden Blick in die vermeintliche Glamourbranche wie Inside Deep Throat, ohne allerdings so auf die Skurrilitäten des Biz abzuheben wie dieser. Er zeigt viel mehr, dass Pornographie mittlerweile ein Geschäft ist wie jedes andere – zumindest beinahe...

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/cycles-of-porn