RIZE – Uns hält nichts auf!

Fühl den Rhythmus

David LaChapelle gilt in Fachkreisen als eine Art \"Fellini der Modefotografie\" und zählt zu den zehn wichtigsten Fotografen der Welt. Seine Inszenierungen von Stars wie Cameron Diaz, Leonardo di Caprio, Ewan McGregor, Madonna und Elton John haben unsere Wahrnehmung der Stars und die Bilder, die wir von ihnen im Kopf haben, wesentlich geprägt. Mittlerweile ist LaChapelle aber auch ein begehrter Regisseur von Musikvideos für Größen des Showbiz wie Jennifer Lopez, Christina Aguilera, Britney Spears, Avril Lavigne, No Doubt, Whitney Houston, Moby, Macy Gray, Blink 182, Elton John und Gwen Stefani. Und es war am Set für das Video Dirrty von Christina Aguilera, als David LaChapelle auf die Idee für seinen ersten Langfilm RIZE – Uns hält nichts auf! kam. In den Drehpausen fanden sich die engagierten Background-Tänzer aus South Central, einem sozial benachteiligten Neighbourhood von Los Angeles, zusammen, um ihren ganz eigenen Tanzstil auszuleben. LaChapelle sah die verrückten Moves und Turns des \"Krumping\" und \"Clowning\" und war sofort elektrisiert von der Kraft und Energie, die von den Tänzen ausging. Er machte sich auf nach South Central, um die Protagonisten aufzusuchen und den Hintergründen ihrer akrobatischen Choreographien nachzuspüren. Herausgekommen ist dabei der wahrscheinlich schnellste und Schwindel erregendste Dokumentarfilm des Jahres – RIZE – Uns hält nichts auf!

Drei Jahre lang filmte LaChapelle die Clowns und Krumpers. Um eine möglichst intime Atmosphäre zu ermöglichen, bestand das Produktionsteam aus gerade mal fünf Leuten, gefilmt wurde ausschließlich in den Wohnvierteln der Tänzer, in ihren Schulen und Wohnungen. Es war diese Vertrautheit, die LaChapelle als Verpflichtung verstand, den Menschen, denen er mit der Kamera nahe kam, eine Stimme zu geben und zu sagen, dass Krumping und Clowning für sie nicht nur eine Modeerscheinung ist, sondern ein Lebensstil, der ihnen hilft, aus der Enge des Ghettos auszubrechen und eine intakte Community zu bilden. Vor allem aber bildet diese Family einen Gegenentwurf zu den allgegenwärtigen Gangs, die für viele Bewohner von South Central als der einzige Weg erscheinen, sich Respekt zu verschaffen. Die Krumpers und Clowns haben sich als bewussten Gegenentwurf zu ihrer verrohten und gewalttätigen Umwelt und zu den Klischees über Gangster-Rapper und Hip-hop geschaffen, für sie ist der Tanz auch Ausdruck einer tiefen Spiritualität und Religiösität, so absolviert einer der Protagonisten der Krumpers, Dragon gerade eine Ausbildung zum Priester.

Rize – Uns hält nichts auf! ist das faszinierende und vielschichtige Porträt einer buchstäblichen \"Bewegung\" in den Ghettos und sozialen Brennpunkten, die Mut macht und – ähnlich wie zwei andere Dokumentarfilme Rhythm is it! und Mad Hot Ballroom – zeigt, welche Energie Musik und Tanz freisetzen können. Eigentlich ist es fast schade, den Film still in den mehr oder weniger bequemen Kinosesseln zu genießen, denn beim Anblick der atemberaubenden Verrenklungen und bei den treibenden Beats und Breaks fangen die Beine unwillkürlich an zu zucken. Ein mitreißender Film, nicht nur für Homies!

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/rize-uns-halt-nichts-auf