Wie im Himmel (2004)

Ein filmische Perle aus Schweden

Eine Filmkritik von Gesine Grassel

Daniel Daréus (Michael Nyqvist) ist ein international anerkannter und erfolgreicher Dirigent, der am Höhepunkt seiner Karriere angelangt ist. Doch nachdem ihn das Publikum gefeiert hat, ist er einsam, erschöpft und unglücklich. Als sich sein psychischer Zustand immer weiter verschlechtert und er einen Nervenzusammenbruch erleidet, kehrt Daniel seinem Leben im Rampenlicht den Rücken zu und kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück. In Norrland, einem kleinen Dorf in Nordschweden, kauft er die alte Schule und fällt wegen seiner Berühmtheit im Kreise der Provinz schnell auf. Neid und Unzufriedenheit werden auf den Exoten projeziert, der sich nicht wehrt.

Zunächst widerwillig übernimmt er den örtlichen Chor, der jede Woche in der Kirche probt. Als er in dieser Arbeit seine Leidenschaft und Begeisterung für die Musik wiederfindet, geht er in der Arbeit mit den Menschen auf. Durch die beidseitige Offenheit brechen zwischen den Chormitgliedern lang unterdrückte Feindseligkeiten aus und Daniel ist plötzlich von Feinden und Neidern umgeben, die ihn als Eindringling betrachten.

Bei seiner Arbeit mit dem Chor lernt er die lebenslustige Lena (Frida Hallgren) kennen, die sich von einer alten gescheiterten Beziehung nie erholt hat. Zusammen überwinden sie Einsamkeit und die Angst vor menschlicher Nähe. Obwohl Daniels Arbeit mit dem Chor überaus erfolgreich ist, scheinen die ihn die Dorfbewohner nicht als vollwertiges Mitglied zu akzeptieren. Als er versucht, eine Frau vor deren gewalttätigem Ehemann zu schützen, steht er den Ängsten und Feinden seiner Vergangenheit leibhaftig gegenüber. Es kommt zur Katastrophe...

Wie im Himmel ist in seiner Heimat Schweden einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Kay Pollak, der sowohl das Drehbuch schrieb als auch Regie führte, sieht den Chor als Metapher für Menschlichkeit. Die Mitglieder als Gesellschaft betrachten Daniel zunächst als Eindringling, beginnen jedoch nach und nach, ihn zu akzeptieren. Rollenmuster, die zunächst eindeutig scheinen, verschwimmen.

Die menschlichen Konflikte innerhalb der abgeschlossenen Einheit der Dorfbewohner sind eindringlich und fesselnd. Pollak benötigte 18 Jahre, um diesem Spielfilm seine Intensität und Spannung zu verleihen. Das merkt man dem Film an. Jedes Wort, jedes Bild stimmt. Durch die Zusammenarbeit mit Komponist Stefan Nilsson ist der Film auch musikalisch ein Meisterstück. Die Hauptdarsteller, allen voran Michael Nyqvist als Daniel, verleihen den Charakteren eine selbstoffenbarende Offenheit. Emotionen wirken nicht künstlich, urmenschliche und gesellschaftliche Konflikte sind klar und präsent. Kay Pollak zeigt eine Dorfgemeinschaft, wie es sie zu Tausenden gibt. Dennoch haben die alltäglichen Probleme keinen Anschein von Banalität. Hinter jedem Konflikt steht etwas Großes, Grundsätzliches.

Nicht nur die Kinogänger geben Pollak Recht. Wie im Himmel wurde als bester ausländischer Spielfilm für den Oscar nominiert. Zwar ging er im Rennen um die Trophäe leer aus, doch dieser Film wird sein Publikum in Deutschland auch ohne Awards finden.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/wie-im-himmel-2004