Waiting for the Clouds

Eindrucksvolles Plädoyer für Toleranz

Trebolu ist ein kleines Fischerdorf im Nordosten der Türkei. Von hier sind es nur wenige 100 Kilometer zur Grenze des riesigen und bedrohlichen Sowjetreiches. Es ist irgendwann in den Siebziger Jahren und in der Türkei sitzt das Misstrauen gegenüber allen Andersdenkenden tief. Als die ältere Schwester der Dorfbewohnerin Ayshe (Rüçhan Çaliskur) stirbt, zieht sich die alte Frau immer mehr zurück. Der zehnjährige Mehmet (Rýdvan Yagcý) indes, der Ayshe heiß und innig liebt, macht sich große Sorgen, denn er liebt nichts mehr, als ihren Geschichten zu lauschen. Als die Dorfgemeinschaft zu einer Hochzeitsfeier in die Berge aufbricht, ist auch Ayshe mit dabei, doch zu Mehmets Enttäuschung beteiligt sie sich nicht an den Feierlichkeiten und weigert sich am Ende des Festes sogar, wieder in das Dorf zurückzukehren. Die alte Frau bleibt allein zurück, in einer kleinen Holzhütte inmitten der Wolken, was im Dorf für reichlich Gesprächsstoff sorgt. Als imn Dorf schließlich ein Fremder (Dimitris Kamberidis) auftaucht, kommt Ayshes tragische Familiengeschichte zum Vorschein: Denn Ayshe heißt eigentlich Eleni, sie gehört den ponitischen Griechen an, einer Volksgruppe, die während des Ersten Weltkrieges gewaltsam vertrieben wurde – ein erstes und besonders krasses Beispiel für „ethnische Säuberungen“. Eleni wurde schließlich von einer muslimischen Familie adoptiert und lebt seitdem mit ihrer fremden Identität. Doch nun macht sich die alte Frau auf, um ihren Bruder zu suchen, der damals nach Griechenland deportiert wurde.

Waiting for the Clouds / Bulutlari Beklerken ist nicht nur ein Film über ein dunkles und nach wie vor mit einem Tabu behaftetes Thema türkischer Geschichte, sondern er erzählt auch von erlebten Traumata und dem schmerzhaften Prozess der Bewusstwerdung und Auseinandersetzung mit erlebtem und erlittenem Schrecken. Quasi nebenbei streift die Regisseurin Yesim Ustaoglu dabei Themen wie Heimat, Identität, Verlust und Rückkehr zu den Wurzeln, universelle Themen also, die nicht nur Griechen und Türken, sondern uns alle angehen. Eingebettet ist das Ganze in unvergleichlich schöne Naturaufnahmen eines fast unwirklichen Ortes, vor dessen atemberaubendem Hintergrund die menschlichen Tragödien noch schärfer konturiert erscheinen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/waiting-for-the-clouds