Der ewige Gärtner (2005)

Im Netz unsichtbarer Machenschaften

Eigentlich kann man sich kaum einen größeren Gegensatz vorstellen, als den zwischen dem britischen Diplomaten im mittleren Dienst Justin Quayle (Ralph Fiennes) und seiner Gattin Tessa (Rachel Weisz): Er ist merkwürdig leidenschaftslos, zeigt nur wenig Ehrgeiz und interessiert sich leidenschaftlich lediglich für seine Pflanzen, die er liebevoll hegt und pflegt. Sie hingegen ist eine engagierte Aktivistin, voller Aggressivität und Leidenschaft, die alles daran setzt, die Machenschaften international agierender Pharmakonzerne aufzudecken. Als ihr Mann nach Kenia versetzt wird, sieht Tessa Quayle ihre Chance gekommen, ihren Kampf fortzusetzen, zumal sie in Dr. Arnold Bluhm (Hubert Koundé) einen leidenschaftlichen Mitstreiter findet. Doch von einer Recherchetour in den Norden des Landes kehren die beiden nicht mehr zurück; während Tessas Leiche gefunden wird, bleibt der schwarze Arzt spurlos verschwunden. Obwohl Justins Kollegen an der Botschaft und die Ermittlungsbehörden von einem Verbrechen aus Leidenschaft ausgehen, für das vermutlich Koundé verantwortlich sein soll, will er sich mit den fadenscheinigen Ausreden und Erklärungsversuchen nicht abgeben und ermittelt auf eigene Faust. Unversehens kommt er einem Pharmaskandal auf die Spur, den auch seine Frau aufgedeckt hatte. Doch weil auch die britische Regierung in die Affäre verwickelt ist, kann er niemandem mehr über den Weg trauen, denn im milliardenschweren Pharma-Geschäft ist ein Menschenleben nichts wert, schon gar nicht in Afrika…

Stilsicher, exquisit besetzt und durchaus komplex konstruiert erzählt der brasilianische Regisseur Fernando Mereilles seine brisante Geschichte, die auf einem Roman von John Le Carré basiert. Immer wieder fühlt man sich dabei an Mereilles fulminanten Debütfilm City of God erinnert, vor allem in jenen eingeschobenen Passagen, in denen der Film die eigentliche narrative Ebene verlässt und das Elend in den Slums Nairobis auf sehr eindringliche Weise zeigt. In den USA hat sich der Film bereits zu einem der erfolgreichsten Independent Filme des vergangenen Jahres entwickelt. Der ewige Gärtner / The Constant Gardener ist ein Film über die Erneuerung der Liebe über den Tod hinaus und zugleich ein engagierter Politthriller, der auf eindringliche Weise einige der vordinglichsten Probleme Afrikas aufzeigt, nachdem der Kontinent in den letzten Jahren immer mehr zu einem cineastischen Zufluchtsort für zivilisationsmüde Europäer zu werden drohte. Der ewige Gärtner / The Constant Gardener hingegen zeigt, dass die Interessen der westlichen Welt am afrikanischen Kontinent keinesfalls nur idealistisch, sondern durchaus handfest sind. Und selbst, wenn man sich als Zuschauer versichert, dass das alles nur Fiktion ist, so besteht doch nach Verlassen des Kinosaales kaum ein Zweifel daran, dass der Kern der Geschichte bereits längst erschreckende Realität ist.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/der-ewige-gaertner-2005