Clean

Geschichte einer Überlebenden

Emily (Maggie Cheung) hatte einst große Träume von einer Karriere als Rocksängerin, doch davon ist Ende der Achtziger Jahre wenig übrig geblieben. Sie lebt im Schatten ihres Mannes Lee Hauser (James Johnston), der allerdings auch seinen Zenith überschritten hat. Was bleibt, sind Zweifel, Paranoia und Drogen, gepaart mit der Wunschvorstellung, es doch noch einmal zu packen. Nicht einmal die Tatsache, dass Emily und Lee einen gemeinsamen Sohn haben, kann etwas an dem wilden und egoistischen Lebensstil der beide ändern. Unvermittelt ereilt Emily ein Schicksalsschlag, der bei aller Härte ihre einzige Chance ist, diesem Teufelskreis zu entkommen – Lee stirbt durch eine Überdosis.
Nach dem Drogentod ihres Mannes ändert sich alles: Emily kommt wegen Drogenbesitz ins Gefängnis, verliert das Sorgerecht für ihren Sohn, kommt wieder frei, und weiß plötzlich, dass sie ihr Leben nicht mehr auf die gleiche Weise weiterführen kann. Sie kehrt nach Europa – genauer nach Paris – zurück, lässt den Rockzirkus hinter sich und versucht mittels eines Methadonprogramms wieder auf die Beine zu kommen. Doch ohne ihren Sohn Jay (James Dennis), der nun bei den Großeltern Albrecht (Nick Nolte) und Rosemary (Martha Henry) lebt, macht ihr Leben nicht mehr viel Sinn. Und abermals ist es ein Schicksalsschlag, der eine unerwartete Wendung bringt: Als Rosemary stirbt, ringt sich Albrecht dazu durch, den Kontakt zu Emily wiederaufzunehmen, so dass Mutter und Sohn am Schluss wieder zusammen sind.

Olivier Assayas Film Clean, der 2004 im Wettbewerb von Cannes zu sehen war und dessen Hauptdarstellerin Maggie Cheung dort mit dem Preis für die beste weibliche Hauptrolle ausgezeichnet wurde, lebt weniger von einer subtilen Story, die an manchen Stellen allzu klischeebehaftet daherkommt, als vielmehr von der Ausdruckskraft Cheungs, der routinierten Abgeklärtheit Nick Noltes, der hier langsam andeutet, mit welcher Art von Rollen seine Karriere weitergehen könnte und von Assayas Gespür für ausdrucksvolle Situationen, die von der meisterhaften Kameraarbeit Eric Gautiers kongenial in beeindruckende Bilder gekleidet wird. Schade nur, dass der Film keinen deutschen Verleih hat und deshalb nur in ausgesuchten Lichtspieltheatern zu sehen sein wird. Das wird sich zwar kaum mehr ändern, doch wer in Berlin wohnt, hat derzeit die Gelegenheit, dieses kleine übersehene Meisterwerk persönlich in Augenschein zu nehmen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/clean