München (2005)

Reaktion auf ein blutiges Massaker

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

„Die Olympische Spiele des Friedens und der Freude“ lautete das Motto der Olympiade 1972 in München. Die Begeisterung für sportliche Höchstleistungen war groß. Die Spiele waren ausgelassen und fröhlich. Doch dann kam alles anders. Es passierte etwas, mit dem niemand wirklich gerechnet hatte und folglich auch nicht darauf vorbereitet war. Eine Truppe palästinensischer Terroristen stürmte das Olympische Dorf und nahm elf israelische Sportler in Geiselhaft. Die traurigen Fakten und Bilder des blutigen Massakers sind bekannt. Fernsehsender berichteten damals ausgiebig über die Verhandlungen, die 21 Stunden später tragisch mit den Worten des Nachrichtensprechers Jim McKay „The are all gone“ endeten. Weitgehend unbekannt ist jedoch das bitterböse Nachspiel, das auf das tödliche Attentat in München folgte. Davon erzählt Steven Spielberg in seinem neuen Film München, einem Thriller, der auf sehr authentische Weise uns den Rachefeldzug eines israelischen Killer-Kommandos vor Augen führt.

Im Auftrag der Regierung rekrutiert der israelische Geheimdienst Mossad ein fünfköpfiges Killerteam, das die Drahtzieher des Münchner Terroraktes aufspüren und töten soll. Anführer der Rekrutentruppe ist Avner (Eric Bana), der für die geheime Mission seine hochschwangere Frau in Tel Aviv zurück lassen muss. Zur Seite stehen ihm vier auserwählte, hochqualifizierte Agenten, deren Aufgabenbereiche ganz genau zugeschnitten sind. Da ist Steve (zukünftiger James-Bond-Darsteller Daniel Craig), eingeteilt als Fluchtwagen-Fahrer. Der ehemalige Spielzeugmacher Robert (Mathieu Kassovitz) fungiert als Bombenbastler. Der deutsche Jude Hans (grandios: Hanns Zischler) ist für Fälschungen aller Art zuständig. Komplettiert wird das Team durch den schweigsamen Carl (Ciaran Hinds), dessen Aufgabe es ist, Dinge zu beenden und hinter den anderen „aufzuräumen“.

Die im Untergrund vollzogene Mission führt die Fünfergruppe quer durch Europa an Schauplätze wie Genf, London, Paris, Athen und Rom. Von Stadt zu Stadt ziehen sie, um ihre Opfer ausfindig zu machen und daraufhin zu liquidieren. Wenn man bedenkt, dass der Film zu großen Teilen in Budapest und auf Malta gedreht wurde, ist die Authentizität der nachgestellten Orte unheimlich verblüffend. Da stellt Spielberg in den Straßen von Budapest den Großstadtverkehr von Rom nach und lässt den Zuschauer keine Sekunde daran zweifeln, dass die tatsächliche Stadt eine andere ist. Überhaupt hat man das Gefühl, die ganze Zeit, einen Film der 70er Jahre zu sehen, so authentisch das Kostüm der Schauspieler, so zeitgemäß die Kulisse, so glaubwürdig das Straßengeschehen.

Die historische Glaubwürdigkeit des Films wird allerdings kontrovers diskutiert. Im Vorspann des Films wird daraufhin gewiesen, dass der Inhalt von realen Events inspiriert ist. Der Rest bleibt Fiktion. Spielberg wird schlampige Recherchearbeit basierend auf nebulösen Quellen vorgeworfen. Mit Zeitzeugen aus Israel habe er sich dagegen nie in Verbindung gesetzt. Einige Kritiker prangern an, dass der Film zu gefällig sei, zu ausgewogen. Andere meinen, München sympathisiere zu sehr mit der israelischen oder auch zu sehr mit der palästinensischen Seite. Beurteilt man den Film jedoch nach künstlerischen Aspekten, dann ist Spielberg ein sensationeller Thriller mit ausgefeilten Dialogen und berauschenden Bildern gelungen.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/muenchen