Mädchen am Sonntag

Aus Liebe zum Film

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Was machen vier junge, deutsche Schauspielerinnen an einem Sonntag wenn sie mal nicht auf der Bühne stehen oder auf dem Film-Set ihr schauspielerisches Können unter Beweis stellen? Was bewegt sie privat, welche Gedanken gehen ihnen durch den Kopf, welche Wünsche und welche Sorgen haben sie? Laura Tonke, Nicolette Krebitz, Katharina Schüttler und Inga Birkenfeld heißen die vier attraktiven Aktricen, die Regisseur Rolf Peter Kahl, genannt RP Kahl, aufgesucht und liebevoll porträtiert hat. Ob am Strand, im Winterwald, in der Gemäldegalerie oder in der Badewanne – die Kamera darf sie an allen denkbaren Orten filmen, mal aus der Ferne, mal aus der Nähe, mal von unten, mal seitwärts. Dabei läßt Kahl sie fabulieren, schwadronieren, schwärmen, lachen. Offen und ehrlich teilen sie mit uns ihre Gedanken über ihr Leben, ihre Arbeit, ihre Träume.
Die von Udo Klier (Ostkreuz, Farland) entdecke Laura Tonke bildet den Auftakt der 80minütigen Dokumentation. Lachend erzählt sie von Françoise Sagan, die auf einen Vorwurf von Studenten, sie sei zu einer Konferenz im Ferrari vorgefahren, schlagfertig antwortete, es sei ein Maserati gewesen. Luxusweib? Höhenflüge? Die hatte Laura Tonke einst als sie sich den Schauspielerberuf im Steilflug vorstellte. Mit 18 Superstar, steinreich und mit 21 das eigene Parfum kreieren. Dass alles anders kam, ist gut so – ihr hat es zumindest gut getan, denn vor ihrer umfangreichen Filmographie braucht sich die 31jährige nicht zu verstecken.

Auch die in Köln geborene Katharina Schüttler ist gut im Geschäft, bekannt durch Filme wie Das weiße Rauschen und Die innere Sicherheit. Zurzeit kann man sie in der Berliner Schaubühne als Hedda Gabler bewundern und demnächst auch in Florian Hoffmeisters prämierten Film kälter. Verträumt und mädchenhaft wirkt sie, wenn sie durch den Schnee wirbelt und von ihrer Hauptrolle in Sophiiiie berichtet, die ihr zwar jede Menge Anerkennung und Erfolg, aber nicht sofort neue Engagements einbrachten.

Die durch Bandits und zahlreiche Fernsehfilme bekannt gewordene 34jährige Berlinerin Nicolette Krebitz plaudert über ihre Erfahrungen als Regisseurin von Jeans, ihr eigenwilliges Regiedebüt über Mädels und Jungs, eine bunte Collage über Krebitz und ihre Berliner Clique. Nach mehr kreativen Freiraum beim Filmen habe sie sich damals gesehnt. Auf den Spielfilm folgte die Mitarbeit am Projekt „99 Euro Films“, das von Torsten Neumann, dem Produzenten von Mädchen am Sonntag initiiert wurde. Die Idee war, einen Film mit einem Budget von 99 Euro zu drehen.

Eingebettet in die Erzählungen der drei inzwischen ziemlich bekannten und geschäftstüchtigen Schauspielerinnen ist ein unbekanntes Gesicht, Inga Birkenfeld, auf deren Rollen wir zukünftig in der deutschen Kinolandschaft gespannt sein dürfen.

So verschiedenen die vier Berliner Schauspielerinnen sein mögen, eines ist ihnen gemeinsam: das tiefe Vertrauen in ihren Schauspielerberuf, obwohl er in Tiefphasen immer wieder in Frage gestellt wird, aber letztendlich die einzig mögliche Erfüllung ihres Lebens ist.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/maedchen-am-sonntag