Casanova

Nichts Neues vom Womanizer

Venedig im 18. Jahrhundert: Der von Abenteuern heimgekehrte Giacomo Casanova (Heath Ledger) ist die Attraktion der Stadt, ein Charmeur, dem kaum eine Frau widerstehen kann. Doch längst nicht alle sind von Casanovas Manneskraft und seinen Verführungskünsten so begeistert wie die Damenwelt. Noch hält der etwas trottelige Doge seine schützende Hand über den Abenteurer, doch die Heilige Inquisition in Gestalt des gestrengen Bischofs Pucci (Jeremy Irons) will den Frauenheld am liebsten einsperren. Um dem lästigen Gegeneinander Einhalt zu gebieten, verfügt der Doge, dass sich Casanova vermählen soll, und zwar innerhalb eines Monats: Schnell fällt seine Wahl auf die jungfräuliche Victoria (Natalie Dormer), doch die ist bereits mit Giovanni (Charlie Cox) verlobt. Dann allerdings lernt er bei einem Duell Giovannis streitbare Schwester Francesca (Sienna Miller) kennen, die in Vertretung ihres Bruder mit dem Ladykiller kämpft. Nun steht für Casanova fest, wer seine Frau werden soll, doch die Angebetete denkt nicht im Traum daran, sich dem Schürzenjäger an den Hals zu werfen. Als ihn dann auch noch die Schergen der Inquisition inhaftieren wollen, muss sich Casanova einiges einfallen lassen, um Francescas Herz zu erobern und den Häschern zu entkommen. In den Ballsälen und den Gassen der Stadt beginnt nun ein munteres Versteckspiel, bei dem es für Casanova um alles geht, was ihm lieb ist – sein Leben und die Liebe...
Lasse Hallström schert sich in seinem neusten Film Casanova herzlich wenig um historische Wahrheiten, sondern inszeniert seine Geschichte bewusst als großes Kinomärchen mit deutlichen Anleihen bei der italienischen Stegreifkomödie, der Commedia dell’Arte. Die tatsächliche Person Giacomo Casanovas ist hier lediglich eine Blaupause für überbordende Ideen und – man kann es leider nicht anders sagen – auch manches Klischee. Historisch-kritische Geister dürften also wenig Gefallen an dieser Komödie finden. Wer allerdings Kinounterhaltung mit farbenprächtigen Kostümen in der unvergleichlichen Atmosphäre Venedigs und mit wenig Anspruch sucht, dürfte bestens bedient sein – auch deswegen, weil der Handlungsverlauf in dieser oder ähnlicher Form („unwiderstehlicher Verführer trifft auf begehrenswerte, aber spröde Frau, was seinen Ehrgeiz anstachelt“) schon dutzendfach aus anderen Film bekannt ist. Doch wie so häufig erweist sich auch in diesem Fall die Fiktion als weitaus unterhaltsamer und romantischer als die schnöde Wirklichkeit. Denn Giacomo Casanova war kein Rebell, sondern diente der \"Serenissima\" treu ergeben. Nur ist das freilich weniger sexy. Allerdings werden auch diese kleinen künstlerischen Freiheiten wohl kaum etwas am Mythos Casanova ändern können. \"Echte Männer\" stehen halt immer hoch im Kurs.

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