Midnight Movies

Willkommen im Underground der Siebziger

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Midnight Movies, so nennt man jene Filme, die man am besten nachts alleine in einem alten zerfallenden Kino anschaut, ein beinahe vergessenes Genre oder eine Gattung, die vor allem in den frühen Siebzigern unser Bild vom Kino auf den Kopf gestellt hat. Die Midnight Movies zeigen die Schattenseiten der Gesellschaft, die Freaks, die Ausgestoßenen, die Monster, die Vergessenen und Verdrängten, die Ängste und den Schmutz und bilden dabei eine Gegenwirklichkeit zum vorherrschenden Meinungsdiktat der Filmindustrie à la Hollywood ab.

Heute sind etliche der Filme aus der nachtschwarzen Seite vergessen, andere wie The Rocky Horror Picture Show sind so genannte Kultfilme und Streifen wie Eraserhead bilden den Ausgangspunkt der bemerkenswerten Karriere eines David Lynch. Der Dokumentarfilmer Stuart Samuels erforscht anhand von Filmen wie El Topo (1970), Night of the Living Dead (1968), The Harder They Come (1972), Pink Flamingos (1972), The Rocky Horror Picture Show (1975) und Eraserhead (1977) Wesen und Wirkung der Midnight Movies, was bisweilen interessant und erhellend, manchmal aber auch so langweilig wie ein studentisches Proseminar in Filmwissenschaften ist. Zwar geben lange Interviews mit den Filmemachern, Drehbuchautoren, Produzenten und Schauspielern sowie Zuschauern einen interessanten Einblick in die wilden Siebziger, so dass jedem echten Fan des Genres vermutlich das Herz aufgehen dürfte. Außenstehenden, die nicht zum erlauchten Kreis der Cinemaniacs gehören, dürfte der Film dann doch zu akademisch-studentisch vorkommen, so dass ihnen der Besuch der Originalfilme dringend ans Herz gelegt werden muss. Denn wer zumindest El Topo nicht kennt, hat wirklich etwas versäumt.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/midnight-movies