Hui Buh – Das Schlossgespenst (2006)

Und ewig heult das Schlossgespenst

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Wer erinnert sich nicht noch an Hui Buh, einen der Helden der Kindheit, dem der kürzlich verstorbene Schauspieler Hans Clarin mit Inbrunst und grauslig-lustig seine Stimme verlieh? Clarin, der seine Stimme bereits dem Pumuckl geliehen hatte, war damit einer der Stars in den damals noch bundesdeutschen Kinderzimmern und der fantastische Erfolg der Hörspielreihe Hui Buh, die sich als Buch und als Hörspieledition sich als 20 Millionen Mal verkaufte, basiert vor allem auf der markanten Stimme des Schauspielers. Eigentlich seltsam, dass bislang nie jemand auf die Idee kam, den Kinderklassiker fürs Kino zu verfilmen – ein Umstand, der sich nun allerdings ändert.

Es geschah an einem stürmischen Herbsttag im Jahre 1399: Der vergnügungs-, spiel- und trunksüchtige Ritter Balduin (Michael „Bully“ Herbig) macht auf der Durchreise Zwischenstation auf Schloss Burgeck. Des Abends sitzt er mit anderen Ritterkollegen zusammen und betrügt wie üblich beim Kartenspiel. Diesmal allerdings fliegt der Schwindel auf und Balduins grimmiger Widersacher Ritter Adolar (Nick Brimble) verflucht den unglücklichen Gauner, der fortan als Gespenst bis in alle Ewigkeit auf Schloss Burgeck herumzuspukt. Etliche Jahrhunderte später hat sich Balduin, der sich nun Hui-Buh nennt, mittlerweile an das Gespensterdasein gewöhnt und findet sogar richtig Spaß daran. Kein Wunder, denn außer dem freundlichen Kastellan (Hans Clarin) stört ihn ja auch niemand bei seinem Treiben. Das ändert sich allerdings, als eines Tages König Julius, der 111 (Christoph Maria Herbst) auf Schloss Burgeck auftaucht, um sein Erbe anzutreten. Hui Buh hat keine Lust, sich an die merkwürdigen Gepflogenheiten der Eindringlinge anzupassen und tut fortan alles, um Julius und die Gräfin Leonora zu Etepetete (Heike Makatsch) sowie die ganze Festgesellschaft, die zur Verlobung der beiden auf Schloss Burgeck zusammen gekommen ist, in die Flucht zu schlagen. Damit aber löst Hui Buh einen erbitterten Kampf zwischen dem König und sich selbst aus, bis die beiden erkennen müssen, dass sie ohne den jeweils Anderen nicht klarkommen…

Ambitioniert ist die Kinofassung des Kinderzimmer-Klassikers Hui Buh allemal, vor allem was die kommerzielle Ausrichtung des Projektes anbelangt. Der Regisseur Sebastian Niemann und seine Crew haben kaum etwas dem Zufall überlassen, und so kann der Film mit einer Besetzung aufwarten, die vieles versammelt, was im deutschen Comedy-Bereich Rang und Namen hat, von Michael „Bully“ Herbig und dessen Mitstreiter Rick Kavanian über Christoph Maria Herbst bis hin zu Heike Makatsch und dem Ex-Hui Buh himself Hans Clarin, der hier allerdings den alten Kastellan spielt. Auch wenn die Handlung deutlich actionlastiger gestaltet wurde als bei den originalen Hörspielen, stellen sich bei den erwachsenen Begleitpersonen spätestens dann nostalgische Gefühle ein, wenn eine wohlbekannte Stimme sagt: „Manche Leute sagen: Es gibt Gespenster. Manche sagen: Es gibt keine Gespenster. Ich aber sage: Hui Buh ist ein Gespenst!“

Es wird offensichtlich Zeit, mal wieder in den alten Kinderplatten zu kramen und den Dual-Plattenspieler von damals auszugraben. Denn bei aller Liebe zum unternehmerischen Risiko, das bei einer Verfilmung von Hui Buh freilich gegen Null geht: Ich für meinen Teil ziehe mir lieber die alten Platten rein. Die haben nämlich bedeutend mehr Seele...
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/hui-buh-das-schlossgespenst-2006