Oh, wie schön ist Panama

Geglätteter Zauber

Eine Filmkritik von Alex Geller

Wer hätte das gedacht: Janoschs feinsinnige Geschichte Oh, wie schön ist Panama über Freundschaft, Fernweh und das Glück im Leben ist 1978 erschienen und somit schon fast 30 Jahre alt. Wohl auch aus diesem Grund sind Eltern wie Kinder neugierig auf den Zeichentrickfilm, der am 21. September in den deutschen Kinos anläuft. Für die Älteren ist das Ganze vielleicht ein wenig zu rund, zu glatt geraten; für die Kleinen ist es ein zauberhafter erster Kinospaß.

Es ist schon richtig – man sollte ein Buch nicht mit seiner Verfilmung vergleichen. Vielleicht ist es gar nicht möglich, Janoschs unverwechselbar philosophischen Stil, seine einfache und geradlinige Erzählweise, seine kluge Wortwahl, die kein Wort zu viel übrig lässt, auf die Leinwand zu bringen. Und es ist auch ein schöner Zeichentrickfilm geworden über die Geschichte vom kleinen Bären und dem kleinen Tiger, die eines Tages am Fluss vor ihrem Haus eine geheimnisvolle Kiste finden. Aufschrift: Panama; Duft: von oben bis unten nach Bananen. Das macht die beiden Freunde neugierig auf die große, weite Welt, die bestimmt direkt hinter dem nächsten Hügel liegt. Also packen die zwei einen Topf, eine Angel und die Tigerente ein und machen sich auf die Reise. Unterwegs erleben sie viele Abenteuer und treffen auf verschiedene Tiere. Beispielsweise den Schnuddel, der sie ein Stückchen auf seinem Tandem mitnimmt. Wenn der kleine Kerl darüber philosophiert, dass so ein Tandem eine schöne Sache ist, weil man zu zweit fahren kann – aber eben nur, wenn man einen Freund hat –, dann ist Janosch durch und durch zu spüren.

Zu Fuß, per Zug und Schiff gelangen der kleine Bär und der kleine Tiger endlich auf eine paradiesische Insel, wo es haufenweise Bananen gibt. Aber irgendwie auch nur Bananen. Schließlich bekommen sie einen Inselkoller und streiten sich sogar, doch die Versöhnung lässt nicht lange auf sich warten. „Du Bär, wie lange dauert denn so ein Streit gewöhnlich?“ – „Ich weiß nicht, Tiger, aber wir könnten doch einfach damit aufhören.“ Wieder vereint, gelingt es den beiden schließlich, ihr eigenes Panama zu finden. Wo das ist, wird nicht verraten.

Wer Janoschs Erzählung kennt, sieht auf einen Blick: Die Geschichte ist etwas weiter ausgewalzt – fast schon ein bisschen zu weit für die Kleinen, die gegen Ende die Geduld verlieren könnten. Dramaturgisch bleibt die gemütliche Langsamkeit erhalten, kleine Gruseleffekte und aufregende Szenen sollen ab und an für zusätzliche Spannung sorgen. Schade ist, dass der Strich geglättet wurde, wodurch das Ganze zu rund daherkommt. Janoschs Charme geht auf diese Weise ein wenig verloren, aber der Film ist auf jeden Fall sehenswert. Besonders schön ist die musikalische Untermalung, die hauptamtlich eine Grille übernimmt; und Til Schweiger als kleiner Tiger und Dietmar Bär als kleiner Bär verleihen den beiden Hauptfiguren einen charmanten Tonfall. Übrigens: Anke Engelke scheint sich auf Fische spezialisiert zu haben. Auch hier gibt sie, wie schon in Findet Nemo, einen Unterwasserbewohner.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/oh-wie-schoen-ist-panama