Deutschland. Ein Sommermärchen

Vier Wochen im Jahr 2006 oder: Das Wunder von Stuttgart

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

„Wisst ihr noch, damals? Der mühsame Auftaktsieg gegen Costa Rica? Die Spiele gegen Polen und Ecuador? Die souveräne Leistung im Achtelfinale gegen die Schweden? Jens Lehmanns Spickzettel im Elfmeterkrimi gegen Argentinien? Die unglückliche Niederlage gegen Italien? Die Begeisterung auf den Straßen? Der Jubel nach dem gewonnenen kleinen Finale gegen Portugal, der nach einem Turniersieg kaum hätte größer ausfallen können? Die Fahnen, die fröhlichen Gesichter? Diese vier Wochen, in denen zeitweise alle Sorge und Ängste der Menschen in Deutschland in den Hintergrund traten? Die unerträgliche Leichtigkeit des (Fan-)Seins?“

So oder so ähnlich werden wir uns in einigen Jahren an vier verrückte Wochen im Juni und Juli 2006 erinnern, an die Zeit während der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™, wie das Ereignis offiziell heißt. Und Sönke Wortmann liefert in seinem Film Deutschland. Ein Sommermärchen die Bilder dazu – Bilder der Mühsal, der Quälerei, der Vorfreude, der Erschöpfung und der Trauer. Und Bilder eines Landes im Ausnahmezustand.

Da Wortmann aber näher an der Mannschaft dran war als irgendein Zuschauer oder ein Fernsehteam, entsteht so ein neuer Blickwinkel auf ein Ereignis, von dem jeder seine eigenen Bilder im Kopf abgespeichert hat. Eingefangen von Sönke Wortmann selbst und Frank Griebe, dem Kameramann Tom Tykwers, entsteht so ein intimer Blick, der zwischen Privatem und Öffentlichem oszilliert und die Geschichten hinter der Geschichte zeigt. Insgesamt sind während der zwei Jahre, in denen der Regisseur und Ex-Fußballprofi Wortmann die Nationalmannschaft begleitete, rund 100 Stunden Filmmaterial entstanden, die nun zu einem knapp zweistündigen Film zusammen geschnitten wurden.

Eines steht fest, der Film ist gelungen und dürfte aller Voraussicht nach ein Kassenerfolg werden. Besonders positiv daran ist, dass ein Teil der Erlöse der Aktion 6 Dörfer für 2006, einer gemeinsamen Aktion der SOS-Kinderdörfer und der FIFA, zufließt. Doch nicht nur deshalb lohnt ein Besuch des Films: Er erinnert darüber hinaus an jene Stimmung, die während jenen vier Wochen in Deutschland herrschte sorgt für ein Gänsehautgefühl und macht ein wenig glücklich. Vielleicht kann ja der ein oder andere Zuschauer davon ein wenig mitnehmen in den Alltag.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/deutschland-ein-sommermaerchen