The Fountain (2006)

Forever young?

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

1998 debütierte Independent-Filmregisseur Darren Aronofsky mit Pi, einer Geschichte über den von der Außenwelt abgeschotteten Wissenschaftler Cohen auf der Suche nach der ultimativen Weltformel. Zwei Jahre später brillierte der New Yorker Filmmacher mit dem Drogendrama Requiem for a Dream über das Thema Sucht mit all ihren schrecklichen Exzessen und Abgründen. Beide Filme sorgten bei Kritikern und Publikum seinerzeit für Furore. Aronofsky ließ seine breite Fangemeinde daraufhin sechs Jahre lang sehnsüchtig auf seinen dritten Spielfilm The Fountain warten. Dieser neue Film wirft nicht nur viele Fragen und Rätsel auf - The Fountain scheidet Geister. Die Pressevorführung auf dem Filmfestival in Venedig war ein Desaster, Kritiker verließen empört den Kinosaal. Vernichtendes Gelächter für einen im Vorfeld des offiziellen Wettebewerbs als Meisterwerk gehandelten Favoriten. Auf der anderen Seite Lobeshymnen in den einschlägigen Fanblogs und Internetforen, die The Fountain bereits zum besten Film des Jahres kürten.

Nach dem Film ist bei The Fountain eher vor dem Film. Ein Versuch, Licht ins Dunkel zu bringen ist nicht ganz einfach. Hat man doch während des Abspanns noch das Gefühl, nichts verstanden zu haben und das Bedürfnis, den Film gleich noch einmal von vorn sehen zu wollen. Hat man gar ein wichtiges Detail verpasst? War vielleicht ein berauschender Drogencocktail aus Aronofskys letztem Werk Stimulans für seinen neuen Film? Aber worum geht es eigentlich?

The Fountain ist Historien-Schinken, Science-Fiction-Drama und Gegenwartsromanze auf drei verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen. Im 16. Jahrhundert begibt sich der Konquistador Tomas (Hugh Jackman) im südamerikanischen Urwald auf die Suche nach dem ewigen Leben. Fündig wird er in einem Maya-Heiligtum, das Harz vom Baum des Lebens macht ihn unsterblich. Fünfhundert Jahre später forscht seine Inkarnation, der Wissenschaftler Tommy (ebenfalls Jackman) an einem Affen nach einer neuen Heilmethode für Krebs, an dem seine Frau Izzi (Rachel Weisz) hoffnungslos erkrankt ist. Die todkranke Izzi hat sich bereits mit ihrem Schicksal abgefunden und schreibt für ihren Mann ein Buch mit dem Titel „The Fountain“, einer Geschichte über die Abenteuer des spanischen Eroberers Tomas. Ihr Mann Tommy liest das Buch und wird so in die Vergangenheit (seine eigene?) zurück versetzt. Diese ersten beiden Zeitebenen scheinen sich erst in der Zukunft zusammen zufügen, wenn Tommy (nun als glatzköpfiger Jackman) als unsterblicher Yogini das Nirwana erreicht und im Lotussitz meditierend durch Raum und Zeit schwebt. In einer sich zuspitzenden Schlusssequenz, erkennt Tommy, dass er doch nicht unsterblich ist und findet für immer seinen Frieden. Izzi taucht ebenfalls in den drei Zeitenebenen auf: In der Vergangenheit als spanische Königin, in der Gegenwart als weiß gekleidete, allseits lächelnde kranke Ehefrau und in der Zukunft nur noch als Vision und Erinnerungsfetzen.

Die Hauptrolle des Tomas war zunächst für Brad Pitt vorgesehen, doch nachdem Schauspieler und Regisseur sich nicht auf ein gemeinsames Drehbuchkonzept einigen konnten, wurde X-Men-Schauspieler Hugh Jackman an dessen Stelle gecastet. Die Figur der Izzi wird von Aronofskys Ehefrau Rachel Weisz gespielt, nachdem die ursprünglich dafür angedachte Cate Blanchett die Rolle aus terminlichen Gründen absagen musste.

Alles verstanden? Oder besser gesagt, kann dieser Film so interpretiert und verstanden werden? Laut Aronofsky laufen sämtliche Deutungsversuche seinen Absichten zuwider, da sein Film für viele Menschen auf verschiedene Weise funktionieren soll. Aronofsky gibt uns also jede Menge Rätsel auf und letztendlich fragt man sich, was dieser Hokuspokus eigentlich soll. Die Suche nach Unsterblichkeit ist die Intention, das Leitmotiv des Films. Über die Figur Izzi wird vermittelt, dass Tomas seine eigene Sterblichkeit zu akzeptieren lernen muss, um seinen Frieden zu finden – wie sie es bereits getan hat. Aronofsky gibt auf unsere Fragen keine Antworten, er lässt uns im Dunkeln tappen. Wer von The Fountain eine spannende und gut konstruierte Geschichte, das heißt einen nachvollziehbaren Plot mit glaubwürdigen Akteuren erwartet, der ist hier definitiv fehl am Platz. Wer im Kino eher auf das visuelle Erlebnis à la Matthew Barney setzt, für den mögen die ungewöhnlichen Sets – das Blasen-Raumschiff in der Weltraumhandlung, die natürliche Umgebung des Maya-Tempels, das Kerzenmeer am Palast von Sevilla – durchaus etwas Beeindruckendes haben.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/the-fountain-2006