Wo ist Fred?

Ein Ärgernis

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Fred (Til Schweiger) ist Polier beim Bau und als solcher ein grundehrlicher und ebenso solider Kerl, den kaum etwas erschüttern kann. Fred hat nur ein Problem: Er ist verliebt, und zwar in Mara (Anja Kling). Die bringt einen Sohn mit in die Beziehung, den verwöhnten Linus (Ramon Julia König). Und der wiederum hat einen sehnlichen Wunsch – endlich mal einen signierten Ball aus den Händen seines Lieblingsbasketballers von Alba Berlin entgegen zu nehmen. Doch die Sache hat nur einen Haken, wie es der unsympathische Filius auf den punkt bringt: Die Bälle, die nach den Spielen immer verteilt werden, gehen allesamt an die „Behindis“. Um bei seiner Zukünftigen zu punkten, verspricht Fred, die Sache in die Hand zu nehmen und verfällt ausgerechnet auf die Schnapsidee, selbst eine Behinderung vorzutäuschen, um so in den Besitz des Objekts der Begierde zu kommen. Doch damit fangen die Komplikationen erst an.
Zunächst scheint der Schwindel auch bestens zu funktionieren, ohne Probleme wird Fred im Rollstuhl von seinem Kumpel Alex (Jürgen Vogel) auf die Behindertentribüne gekarrt. Dann aber nimmt das Unheil seinen Lauf, denn der vermeintliche „Rolli“ erregt die Aufmerksamkeit der smarten Werbefilmerin Denise (Alexandra Maria Lara), die einen Imagefilm über den Verein und seine treusten Fans drehen will. Und da ist Fred natürlich der ideale Sympathieträger. Zähneknirschend macht Fred das Spiel mit und muss immer weiter und immer komplizierter lügen, um sein perfides Spiel nicht auffliegen zu lassen und sich dabei gehörig zu blamieren. Doch Fred hat die Rechnung ohne den „echten Behinderten“ Ronnie (Christoph Maria Herbst) gemacht, der den Braten riecht und Freds Pläne ein ums andere Mal zu durchkreuzen versucht…

Was hätte man aus diesem Film und aus dem Thema Behinderung nicht alles machen können, sogar im Rahmen einer relativ konventionellen Komödie? Stattdessen haben sich die Verantwortlichen, unter ihnen der Regisseur Anno Saul (Kebab Connection) für eine ebenso harmlose wie ärgerliche Slapstick-Komödie entschieden, die mit erzählerischen Mitteln wie aus der Steinzeit des Filmemachens agiert und fatal an platteste Verwechslungskomödien aus den fünfziger und sechziger Jahren erinnert. Da können selbst die Schauspieler, die durchweg zur Crème de la Crème in Deutschland gehören, nicht mehr viel retten, sie sind – vor allem wegen des erbärmlichen schlechten und absolut vorhersehbaren Drehbuchs – nichts weiter als bloße Schablonen und Abziehbilder, denen es nur in den seltensten Fällen gelingt, so etwas wie Charme oder Authentizität zu entwickeln. Wo ist Fred? toppt auf der nach unten offenen Humorskala nahezu jeden vergleichbaren deutschen Film locker und macht deutlich, dass eine ganze Reihe beachtlicher deutscher Filme noch kein Grund dafür ist, an eine endgültige Besserung zu glauben. Peinlich ist dabei nicht nur der Brachialhumor, den der Film an den Tag legt, sondern auch die Tatsache, dass so etwas als beste Komödie in diesem Herbst gefeiert Schlimm so was!

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/wo-ist-fred