Hierankl

Mittwoch, 22.11. 2006, 3sat, 22:25 Uhr

Manchmal beweisen Fernsehsender bei der Programmplanung ein seltenes Geschick: Kaum startet in den deutschen Kinos mit Winterreise die zweite Zusammenarbeit des Regisseurs Hans Steinbichler mit dem Schauspieler Josef Bierbichler, ist auch deren erstes gemeinsames Werk Hierankl im Fernsehen noch einmal zu sehen.

Auf einem Bahnsteig in München steht Lene (Johanna Wokalek). Sie muss sich entscheiden: zurück nach Berlin, wo sie lebt, oder in Richtung Süden. Dort, am Rande der Alpen, wohnt Lenes Familie auf dem einsamen Gehöft Hierankl. Seit Jahren hat Lene ihre Familie nicht mehr gesehen. Mit siebzehn ist sie nach einem Zerwürfnis mit ihrer Mutter Rosemarie (Barbara Sukowa) nach Berlin abgehauen. Jetzt endlich fühlt sie sich stark genug, nach Hierankl zurückzukehren und Rosemarie wieder zu begegnen. Der sechzigste Geburtstag Ihres Vaters Lukas (Josef Bierbichler) ist ein willkommener Anlass, und, Lene wird Paul (Frank Giering), ihren Bruder wieder sehen. Sie nimmt den Zug nach Süden. Am gleichen Tag trifft überraschend ein weiterer Gast in Hierankl ein. Goetz Hildebrand (Peter Simonischek), ein gemeinsamer Freund der Eltern aus Studienzeiten. Er taucht nach dreißig Jahren zum ersten Mal wieder auf. Goetz kennt Hierankl noch so, wie Lene es in Erinnerung hat, und er weiß auch, wie es hier vor ihrer Zeit war, als er noch ein dramatisches Liebesverhältnis mit Rosemarie hatte. Lene hegt sofort tiefe Gefühle für den undurchschaubaren, gut aussehenden Fremden und stürzt sich in eine amour fou, die jedoch eine ungeahnte Kettenreaktion in Gang setzt.....

Mit Hierankl gelang Regisseur Hans Steinbichler eine wunderbare Blutauffrischung des Genres Heimatfilm, das große Gefühle zeigt, ohne – wie die Vorbilder aus den fünfziger Jahren – im Kitsch zu ersticken. Der Film ist nicht perfekt, doch Steinbichler steht ja erst am Anfang seiner Karriere – Hierankl ist sein Debütfilm und zeigt trotz dieses Umstandes eine erstaunliche Reife und Kraft, von der sich viele andere Jungregisseure eine gehörige Scheibe abschneiden können.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/hierankl-tv-tipp-der-woche