Dreamgirls (2006)

Träumen mit Beyoncé Knowles

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Dass bei Talentshows nicht immer alles mit rechten Dingen zugeht, ist nicht gerade etwas Neues, wenn man Bill Condons Film Dreamgirls betrachtet: Als die Dreamettes, eine dreiköpfige Gesangscombo, bestehend aus Effie White (Jennifer Hudson), Deena Jones (Beyoncé Knowles) und Lorell Robinson (Anika Noni Rose), Anfang der sechziger Jahre bei einem Wettbewerb auftreten, begeistern sie das Publikum, doch der Sieger steht längst fest. Die Zeiten sind unruhig, noch gibt es keine Bürgerrechte für alle Bewohner der Vereinigten Staaten. Doch der Autoverkäufer Curtis Taylor Jr. (Jamie Foxx) glaubt fest daran, dass er sich im Musik-Business durchsetzen kann, wenn er nur den richtigen Riecher beweist. Als er die Dreamettes sieht, weiß Curtis sofort, dass das Gesangstrio seine große Chance ist, den endgültigen Durchbruch zu schaffen. Und auch Effie, Deena und Lorell ahnen, dass der unbedingte Wille zum Erfolg die einzige Perspektive ist, die sie haben.

Doch der Weg an die Spitze ist steinig und führt zunächst über ein Engagement als Backgroundsängerinnen des Superstars James „Thunder“ Early (die grinsende Knackwurst Eddie Murphy), der mit seinem neuen Sound als einer der Wegbereiter des neuen Motown-Sounds aus der Automobilmetropole Detroit gilt. Auch intern sorgt der wachsende Erfolg der Dreamgirls für Unruhe, denn die gesanglich enorm begabte Effie wird zugunsten der schlankeren Deena als Leadsängerin abgesetzt. Doch auch dieser Konflikt kann die Dreamettes auf ihrem Weg an die Spitze nicht mehr aufhalten, bis sie vor der Entscheidung stehen, ob sie wirklich bereit sind, jeden Preis für den Erfolg zu zahlen…

Bereits seit 1981 läuft das Musical Dreamgirls von Henry Krieger und Tom Eyen am Broadway und hat bislang mehr als 25 Millionen Zuschauer in seinen Bann gezogen. Kein Wunder also, dass das Bühnenstück, das sich an der Geschichte der Supremes orientiert, überfällig für eine Verfilmung war. Und der Erfolg in den USA sowie drei Golden Globes und die Nominierungen für die Academy Awards geben den Machern Recht. Dreamgirls ist definitiv großes Entertainment, wenngleich kleinere Schwächen nicht zu übersehen sind.

Kein Ruhm ohne moralische Niederlagen, so könnte man die –etwas schlichte – Botschaft über den Aufstieg eines weiblichen Gesangstrio umschreiben, und tatsächlich wirkt die Story und das Figurenensemble an manchen Punkten sehr holzschnittartig und reichlich vorhersehbar. Andererseits aber ist der Film vor allem ein musikalischer Hochgenuss und kann mit „Listen“ einen ganz heißer Anwärter auf den Oscar für den besten Titelsong aufweisen. Doch den Film allein auf seine auditiven Werte zu reduzieren, wäre trotz des R’n’B-Superstars Beyoncé Knowles ungerecht, den er hat einiges mehr zu bieten: Die exquisite Ausstattung und die durchwegs gute technische Umsetzung gehören ebenso dazu wie immer wieder eingeschnittene filmische Zeitdokumente, die bei allem Glamour stets verdeutlichen, in welcher Umbruchphase sich die USA in jenen bewegten Jahren befanden.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/dreamgirls-2006