Close to home

In the army now

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Smadar (Smadar Sayar) und Mirit (Naama Schendar), sind zwei junge Rekrutinnen, die in der israelischen Armee ihren dreijährigen Grundwehrdienst ableisten. Die beiden jungen Frauen erhalten den Auftrag, an den Grenzposten Jerusalems palästinensisch bzw. arabisch aussehende Passanten zu kontrollieren, deren Personalien festzustellen und im Verdachtsfalle zu durchsuchen. Eine Nerven aufreibende Routine, zumal die beiden Frauen eine ganze Reihe von strengen Verboten und Verhaltensmaßregeln einhalten müssen: So dürfen sie keine Ladengeschäfte, Cafés oder Friseure betreten, und Rauchen ist selbstverständlich für die jungen Soldatinnen ebenfalls verboten. Nichts soll die Aufmerksamkeit ablenken in einem Land, das sich in einem permanenten Kriegszustand befindet.
Klar, dass ein solch rigides Regelwerk die aufmüpfige Smadar herausfordert. Anders als ihre Kollegin Mirit ist Smadar nicht von der Wichtigkeit und Richtigkeit ihre Aufgabe überzeugt, sie will sich nicht vorschreiben, was sie zu tun und was zu lassen hat, so dass Konflikte bereits vorprogrammiert sind – sowohl mit Mirit als auch mit der Kommandantin Dubek (Irit Suki). Trotzdem entwickelt sich zwischen den beiden jungen Frauen eine Freundschaft, die allerdings schon bald auf eine harte Bewährungsprobe gestellt werden wird. Denn die beiden jungen Frauen werden selbst ständig kontrolliert; zudem verlieben sich beide in denselben Mann…

Die dreijährige Militärzeit zählt zu den grundlegendsten Erfahrungen eines jeden jungen Israeli und verdeutlicht, wie sehr der Staat Israel sich in einem ständigen Zustand der permanenten Bedrohung befindet. Anhand zweier recht unterschiedlicher Rekrutinnen zeigen die beiden Filmemacherinnen Dalia Hager und Vidi Bilu, wie sehr Politisches und Privates, Alltäglichkeiten und eine ständige Bedrohungslage und die Allgegenwart des Militärs in der israelischen Gesellschaft sich wechselseitig bedingen und überlagern. Hineingeworfen in solch eine schwierige Lage, müssen Smadar und Mirit ihren ganz eigenen Weg finden um herauszufinden, wann sie Milde walten lassen können und wann eine konkrete Gefahr besteht.

Trotz dieses starken Konfliktes allerdings weiß Close to home / Karov La Bayit nicht immer zu überzeugen; oftmals kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Film sich an Belanglosigkeiten aufhält, während wichtige Fragen und Entwicklungen des Stoffes ausgeblendet werden. So wirkt der Film bei aller Faszination für das Thema manches Mal auf merkwürdige Weise so fragmentarisch, unfertig und zerrissen wie die Gesellschaft, die er darstellt. Diese Entsprechung von Inhalt und Form mag zwar eine der Qualitäten des Films sein, sie bewirkt aber zugleich auch, dass die absurde Situation der beiden Rekrutinnen kaum dazu taugt, sich mit den jungen Frauen zu identifizieren.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/close-to-home