Sunshine (2007)

Wenn die Lichter ausgehen

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Während alle Welt vom Klimawandel und der drohenden Erderwärmung spricht, geht Danny Boyle (Trainspotting, 28 Days Later) in seinem neuen Film Sunshine den umgekehrten Weg. In seiner Zukunftsvision droht der Erde durch den Zusammenbruch des diffizilen Systems Sonne die totale Finsternis und damit eine neue Eiszeit. Um dies zu verhindern, wurde das Raumschiff Icarus II (wir erinnern uns, Ikarus war jene griechische Sagenheld, der bei seiner Flucht von der Insel Kreta der Sonne zu nahe kam und deshalb ins Meer stürzte) entsandt, um die lahmende Wärme- und Lichtquelle mittels Atombombenbeschuss wieder in Gang zu bringen. Das Raumschiff ist bereits seit beinahe eineinhalb Jahren unterwegs und langsam macht sich die Anspannung bei der Crew bemerkbar, zumal die gewaltige Aufgabe, die Erde vor dem sicheren Ende zu retten, gewaltig an den Nerven zehrt. Die Situation spitzt sich zu, als die Crew plötzlich Signale des verloren geglaubten Raumschiffs Icarus I empfängt, das vor sieben Jahren spurlos im Weltraum verschwand. Sind die Besatzungsmitglieder etwa doch nicht wie angenommen tot? Als der Funkkontakt zur Erde beim Eintritt in die Todeszone abbricht und das Schutzschild gegen die Sonneneinstrahlung beschädigt wird, verknappt sich zu allem Überfluss auch noch der Sauerstoff an Bord, so dass es ein Ding der Unmöglichkeit wird, dass alle acht Crewmitglieder die Reise zur Sonne werden beenden können.

Sunshine markiert die nach The Beach und 28 Days Later dritte Zusammenarbeit von Danny Boyle mit dem Drehbuchautor Alex Garland, doch leider ist sie nicht die gelungenste. Auch wenn der Film durch seine Bilder fasziniert, wird man das Gefühl nicht los, das alles woanders schon einmal und zwar besser gesehen zu haben. Die Story, die sich am Anfang nachdenklich und beinahe philosophisch gibt, driftet gegen Ende des Films zu sehr in Richtung Spektakel ab und versäumt es, die gesponnenen Fäden des Beginns wieder aufzugreifen, zumal einige logische Brüche zu verzeichnen sind. Auch die Schauspieler, angeführt von Cilian Murphy, zählen nicht zu den Stärken des Films, sie agieren teilweise zu zurückhaltend und manchmal gar als schlichte, weil unglaubwürdige Fehlbesetzung. Was bleibt, ist beachtliches Augenfutter mit teilweise furios inszenierten Bildern und einer Story mit guten Ansätzen, die aber am Ende reichlich dünn wird. Kein Meilenstein des Science-Fiction-Films also, aber recht unterhaltsame Kost mit faszinierenden Bildern. Mehr aber auch nicht.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/sunshine-2007