Das perfekte Verbrechen

Duell der Köpfe

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eigentlich ist der Mordversuch des erfolgreichen Ingenieurs Ted Crawford (Anthony Hopkins) an seiner untreuen Gattin (Embeth Davidtz) ein so glasklarer Fall, wie man ihn sich als Ermittler und Staatsanwalt nur wünschen kann. Als die Polizei am Tatort eintrifft, hält der Täter die Waffe noch in der Hand und ist gegenüber dem Detective Rob Nunally (Billy Burke) auch geständig. Und so glaubt sich der junge aufstrebende Staatsanwalt Willy Beachum (Ryan Gosling) auch auf der sicheren Seite, als er diesen Fall als letzte zu bearbeitende Akte abschließen soll, bevor er auf den lukrativen Posten eines Anwaltes für Zivilrecht in einer renommierten Kanzlei wechseln soll. Was Beachum allerdings nicht weiß: Crawfords Ehefrau, die nach dem Mordversuch im Wachkoma liegt, war die Geliebte von Detective Nunally, und der geständige Täter hat noch einige Trümpfe in der Hinterhand, die die Ermittlungen immer mehr in einem fragwürdigen Licht erscheinen lassen. Denn Crawford hat nicht mehr und nicht weniger als das perfekte Verbrechen ersonnen. Der arrogante Schnösel Beachum kann die Schmach, die ihm vor Gericht widerfährt, allerdings nicht auf sich sitzen lassen und nimmt das Duell mit dem brillanten Ingenieur und gewieften Strategen auf…
Das perfekte Verbrechen / Fracture ist nicht nur ein gewitzter Thriller, zugleich treiben der Regisseur Gregory Hoblit und seine Drehbuchautoren Daniel Pyne und Glenn Gers ein perfides Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer, für die der Fall ebenso klar zu sein scheint wie für die an den Ermittlungen Beteiligten. Mehr als einmal wünscht man sich als Zuschauer förmlich, dass der smarte Verbrecher Crawford trotz seiner kaltblütigen Tat doch straffrei ausgehen möge, während der von sich selbst besoffene Yuppie-Anwalt bis zum Schluss nicht gerade als Sympathieträger erscheint. Leider nur kann die Regie das formidable Spiel der beiden Hauptakteure Anthony Hopkins und Ryan Gosling sowie den wendungs- und fintenreichen Plot nicht immer in ebenso bewegliche und flexible Bilder fassen, wie der Film es verdient hätte. Zudem erscheint Beachums angedeutete Liaison mit seiner neuen Chefin, der überaus attraktiven Anwältin Nikki Gardner (Rosamund Pike), ein wenig störend und will sich nicht so recht in den spekulativen Plot fügen. Und so erweist sich Crawfords Feststellung, dass selbst die perfekteste Fassade bei genauer Betrachtung Risse, Fehler und Sollbruchstellen aufweist, anhand derer sie demaskiert werden kann, nicht nur als Stolperstein eines perfekten Verbrechens, sondern auch als Hemmschuh eines eleganten, aber keineswegs perfekten Thrillers, der trotzdem einiges zu bieten hat.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/das-perfekte-verbrechen