Prinzessinnenbad

Kreuzberger Teenageralltag

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Sie sind die Prinzessinnen im Berlin-Kreuzberger Prinzenbad: Klara, Mina und Tanutscha. Drei 15-jährige Freundinnen, die seit ihrer Kindheit eng befreundet und seitdem unzertrennlich sind. Die 32-jährige Regisseurin Bettina Blümner hat die drei Mädchen ein Jahr lang mit der Kamera begleitet und ihre Beobachtungen in einem sehr realistischen und eindringlichen Dokumentarfilm Prinzessinnenbad verarbeitet.
Mit einer Wucht wird der Zuschauer in das Alltagsleben der drei Mädchen hineingezogen, obwohl oder gerade weil sie mit Problemen zu kämpfen haben, mit denen wohl die meisten Jugendlichen dieses Alters zu kämpfen haben: Probleme in der Schule, mit dem Freund, mit der Mutter, der Kampf um mehr Freiheiten, sich beweisen zu müssen. Das haben wir alle in dieser Zeit mehr oder minder erlebt. Und obwohl Kreuzberg nur das Milieu ist, in dem sich die Mädchen bewegen, verleiht dieser außergewöhnlich Stadtteil ihrem Alltag und ihren Nöten eine ganz besondere Intensität. Es ist verblüffend, mit welcher Tapferkeit und Unerschrockenheit sich die drei Gören durch ihr Leben schlagen und genau das macht viel Spaß beim Zuschauen.

"Ich mag Dokumentarfilme, die nicht wie Dokumentarfilme wirken", sagt Bettina Blümner im Interview mit www.kino-zeit.de und tatsächlich vergisst man nach einer Weile auch in Prinzessinnenbad, das man in einer Doku sitzt, so sehr zurückgenommen hat sich die Regisseurin, sie tritt nie in den Vordergrund, es gibt keine Interviews, die Kamera beobachtet einfach nur. Und wenn die Mädchen so echt wirken, dass es manchmal gespielt wirkt, so haben sie die Anweisung der Regisseurin, so zu tun als sei sie nicht da, nur bestens befolgt. Auch wenn die Mädchen nicht alle Szenen drehen wollten, die Blümner sich für ihren erstes Langfilmprojekt vorgenommen hatte, setzen sie doch ihrer frappierenden Offenheit und Sprücheklopferei vor der Kamera keine Grenzen. "Ich komm aus Kreuzberg, du Muschi", sagt Tanutscha an einer Stelle ins Telefon, was in einem Satz so ziemlich alles vereint, wofür die drei Mädchen stehen: Schlagfertigkeit, Stolz und ihre unendliche große Liebe zu Kreuzberg.

Bei der Uraufführung von Prinzessinnenbad auf der Berlinale in der Sektion "Perspektive Deutsches Kino" lief ein interessanter Gegenfilm: Osdorf von Maja Classen, für den sich die Regisseurin in die Hamburger Problembezirk Osdorfer Born begeben hat, um dort das Leben und die Zukunftsängste junger, krimineller Migranten zu porträtieren. Wenn man die beiden Filme nebeneinander hält, dann unterscheiden sie sich nicht nur darin, dass es in dem einem um Mädchen, in dem anderen um Jungs geht, sondern vor allem darin, wie nah die Filmemacher ihren Protagonisten gekommen sind. Während Classen in Osdorf sich fast nur auf Außenschauplätzen trifft, begleitet Blümner ihre Mädels überall hin: nach Hause, in die Schule, auf die Arbeit, in Cafés, denn ihr geht es vielmehr um Herkunft, Milieu, Gesellschaft und dadurch schafft sie letztendlich auch eine sehr intime Atmosphäre. Soviel Vertrauen muss man erstmal von seinen Protagonisten gewinnen. Diese große Leistung wurde bereits von der Berlinale mit dem unabhängigen Jurypreis "Dialogue en perspective" gewürdigt. Zu Recht, Prinzessinnenbad ist ein spannender, intensiver Beitrag, der durch seine liebevolle und realistische Darstellung des Kreuzberger Teenageralltags begeistert.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/prinzessinnenbad