Schwedisch für Fortgeschrittene

Schwedisches Feel-Good-Kino

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Der Film beginnt mit einem beleidigenden Wortwechsel zwischen zwei Frauen Mitte 40, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Temperamentvoll und attraktiv die Gynäkologin Elisabeth (Helena Bergström), aber spröde und prüde die Politesse Gudrun (Maria Lundqvist). Sie sind die Heldinnen in Colin Nutleys Komödie Schwedisch für Fortgeschrittene / Heartbreak Hotel, die sich erst zanken und dann zu dicken Freundinnen werden, die die Lust am Leben neu entdecken.
Die Zankerei am Anfang des Films ist die erste Begegnung zwischen den beiden Frauen: Es ist der Tag, an dem Elisabeths Sohn heiratet. Und weil sie ohnehin schon spät dran ist, stellt sie ihr Auto im Parkverbot ab. In Feierlaune ist sie nicht: Frisch geschieden von Henrik (Johan Rabaeus) und jetzt die frühe Eheschließung ihres Sohnes mit einer Frau, die sie kaum kennt. Umso bedienter ist Elisabeth, als die Politesse Gudrun ihr einen Strafzettel verpasst. "In den Arsch stecken", soll sie sich den, wirft sie Gudrun an den Kopf. Aber Gudrun, die von ihrem Mann Åke (Claes Mansson) kürzlich verlassen wurde, hat selber keinen guten Tag und beschimpft Elisabeth zurück als "blöde Fotze". Der Zickenterror ist perfekt.

Die beiden treffen sich natürlich wieder: Zufällig in Elisabeths Frauenarztpraxis, in der Gudruns Tochter (Erica Braun) einen Termin für ihre Mutter gemacht hat. Seit zehn Jahren hat sich Gudrun nicht mehr untersuchen lassen, Angst hat sie davor und dann steht ausgerechnet Elisabeth vor ihr. Doch die beiden freunden sich an und es dauert nicht lange, bis sie zusammen die Nächte im Club "Heartbreak Hotel" durchtanzen, Männer aufreißen und gnadenlos betrinken. Das "Heartbreak Hotel" ist nicht nur der viel schönere Originaltitel des Films, sondern auch ein Ort der Sehnsüchte, ein Ort, an dem die beiden Frauen noch mal 20 sein können und das rauslassen, das sie in den vergangenen 20 Ehejahren unterdrückt und schmerzlich vermisst haben.

Es ist köstlich, mit anzusehen, wie die schüchterne Gudrun immer mehr auftaut, wie sie sich immer freizügiger kleidet, schminkt und die Freude am Leben hat, die Elisabeth ihr vorgaukelt. Das geht gut, solange bis Åke, Gudruns vermeintlich verstorbener Mann, wieder auftaucht. Die Freundschaft droht zu zerbrechen, die bösen Worte der ersten Begegnung kehren zurück. Sollte ein Mann sich zwischen die beiden stellen? Doch Schwedisch für Fortgeschrittene / Heartbreak Hotel wäre kein Feel-Good-Movie und erst recht keine Komödie, wenn alles nicht ein gutes Ende finden würde.

Der in England geborene und heute in Schweden lebende 63-jährige Regisseur Colin Nutley hat das Drehbuch für Schwedisch für Fortgeschrittene / Heartbreak Hotel selbst verfasst. Inspiriert hat ihn eine Begegnung mit einer Frau Mitte 40, die frisch geschieden war und gerade dabei "ihre Jungfräulichkeit zum zweiten Mal zu verlieren". Bereits zum elften Mal arbeitet Colin Nutley auch in diesem Film wieder mit seiner Frau Helena Bergström zusammen, für die er die Rolle der Elisabeth auf den Leib geschrieben hat. Nutley, einer der erfolgreichsten Regisseure Schwedens, schaffte international mit Fanny’s Farm (1992) den Durchbruch.

Schwedisch für Fortgeschrittene / Heartbreak Hotel ist ein kurzweiliger Kinospaß, der für gute Laune sorgt und den man am besten mit einer guten Freundin guckt. Ein typischer „Frauenfilm“, der die gängigen Klischees bedient und seichte Unterhaltung ist - aber dafür ist er gut und lustig gemacht.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/schwedisch-fuer-fortgeschrittene