Salvador – Kampf um die Freiheit

Gelungene filmische Aufarbeitung der Franco-Diktatur

Eine Filmkritik von Verena Kolb

Salvador wirkt ruhig; die Anspannung, die in manchen Augenblicken in seinen Gesichtszügen zu erkennen sind, weiß er gut zu überspielen. Auch als sich seine Schwestern für immer von ihm verabschieden, reagiert Salvador gefasst: Kurze Zeit darauf wird er hingerichtet werden. Er wartet in Beisein seines Anwalts und des Paters seines Vertrauens auf die anberaumte Stunde, unterschreibt ein Formular, wartet auf den Tod. Doch als er die Garrotte erblickt, bricht all seine Fassung zusammen. Dass man ihn allerdings mit dem Halseisen erdrosseln sollte...
Salvador – Kampf um die Freiheit / Salvador Puig Antich erzählt die Geschichte des gleichnamigen Anarchisten und Widerstandskämpfer (Daniel Brühl), der in den letzten Jahren der Franco-Diktatur seiner Empörung über das Regime Luft macht. Die jungen Freidenker organisieren sich zum Movimiento Ibérico de Liberación (MIL), das in Katalonien Banken überfällt, um den Druck von Flugblättern zu finanzieren und politische Gefangene zu unterstützen. Die Gruppe feiert einen Erfolg nach dem anderen, ohne sich erwischen zu lassen, und geht der politischen Untergrundarbeit mit unbeschwerter Leichtigkeit nach. Doch dann schlägt eine Aktion fehl: Die jungen Stürmer werden verfolgt, geraten in eine Falle, Schüsse fallen. Salvador wird verletzt, ein Polizist stirbt. Schnell macht man Salvador für den Tod des Staatsdieners verantwortlich. Und als das Attentat der baskischen ETA – mit denen Salvador nie etwas zu tun hatte – auf den Regierungschef, Carrero Blanco, erfolgreich ist, scheint die Todesstrafe nicht mehr abzuwenden zu sein.

Die ganze Welt schaut zu, wie Salvador Puig Antich auf seinen Tod wartet. Sein zunächst ihm gegenüber kritischer Anwalt (Tristán Ulloa), Oriol Arau, arbeitet schließlich Tag und Nacht, um die Rücknahme des Urteils zu erreichen. Salvadors Schwestern, die Freunde und Mitglieder der Gruppe, Studentengruppen und die Arbeiterbewegung – alle kämpfen um die Begnadigung des Bruders, Freundes und Mitaktivisten. Staatsoberhäupter weltweit und sogar der Papst setzen sich für den jungen Katalanen ein. Der Henker ist jedoch bestellt, und die Garrotte wird schon auf Hochglanz poliert.

Seit einigen Jahren macht sich Spanien an die Aufarbeitung seiner jüngeren Vergangenheit. Was im "Pakt des Konsenses" während der Transition, des friedvollen Übergangs von der Diktatur zur Demokratie, nicht möglich war, wird nun schrittweise angegangen. Was lange Zeit ein Nischenthema für intellektuelle Filmemacher und Kleinstkinos war, ist nun der Stoff der katalanischen Großproduktion von Manuel Huergas. Ein populäres Darstellerensemble – in der Hauptrolle der in Barcelona aufgewachsene deutsche Star Daniel Brühl, Tristán Ulloa und Leonor Watling unter anderen – tut das Seine, um die Verfilmung des Schicksals von Salvador Puig Antich auch einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Schon allein deshalb ist Salvador – Kampf um die Freiheit / Salvador Puig Antich ein wichtiger Film, nicht nur für Spanien – was der Abspann aber vielleicht allzu plakativ deutlich macht, wenn er die Anti-Terror-Maßnahmen für eine "homeland security" der USA thematisiert. Und das intensive Filmerleben, welches durch das – auch im Film – lange Warten auf die Vollstreckung der Todesstrafe erreicht wird, bringt uns die Ereignisse der spanischen Geschichte noch ein Stückchen näher.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/salvador-kampf-um-die-freiheit