Elizabeth: Das Goldene Königreich (2007)

Breitwand-Historienepos der Extraklasse

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Neun Jahre nach dem großen Überraschungserfolg, der Cate Blanchetts endgültigen Durchbruch als Schauspielerin markierte, präsentiert Shekhar Kapur nun die Fortsetzung seines Films Elizabeth, in dem es um die schwierigste Zeit in der Regentschaft der englischen Königin geht. Abermals erweist sich Kapur als begnadeter Regisseur, dessen Bilderflut man sich nur allzu gern hingibt.

Der Film beginnt im Jahre 1585, Elizabeth I. (Cate Blanchett) ist seit fast 30 Jahren auf dem Thron, doch das Reich kommt nicht zur Ruhe –die inneren wie äußeren Feinde lauern geradezu auf einen Fehler oder Anzeichen der Schwäche der "jungfräulichen Königin". Zum einen droht Gefahr von Seiten der Gegenreformation: Hier ist es vor allem der spanische König Philipp II. (Jordi Molla), der das protestantische Inselreich, in dem aber auch Katholiken toleriert werden, wieder unter den Einfluss des Papsttums bringen will. Zu diesem Zweck wird eine riesige Armada von Kriegsschiffen gebaut und auf den Weg gen England geschickt, um das Reich zu erobern. Doch es gibt auch Feinde im Inneren, die die Krone bedrohen. Nur mit viel Mühe gelingt es Elizabeths zwielichtigem Berater Sir Francis Walsingham (Geoffrey Rush), ein Komplott aufzudecken, bei dem Mary Stuart (Samantha Morton), die Cousine der Queen die Fäden zieht. Auch privat ist das Leben der Königin in Aufruhr, fühlt sie sich doch zu dem Entdecker und Abenteurer Sir Walter Raleigh (Clive Owen) hingezogen. Doch ein Nachgeben in Liebesdingen kommt für Elizabeth nicht in Frage, schließlich fordern die Gefahren all ihre Aufmerksamkeit. Um Raleigh aber doch in ihrer Nähe zu haben, fädelt sie eine Liebschaft zwischen ihrer Lieblingszofe Bess (Abbie Cornish) und dem Abenteurer ein. Doch alle Disziplin kann nicht verhindern, dass die Königin die langsame Annäherung misstrauisch und voller Eifersucht beobachtet…

Elizabeth: Das Goldene Königreich / Elizabeth - The Golden Age ist großes, opulentes Kino, eine spannende und überwältigende Bilderflut mit verschwenderischen Kostümen und exzellenter Ausstattung, bei der man immer wieder vermeint, in einem bewegten Historiengemälde Platz genommen zu haben. Dabei schert sich der Film nicht immer um historische Korrektheit, er demaskiert auch – und darin liegt seine besondere Qualität – Elizabeths Hang zur Selbststilisierung und zeigt eine mächtige, doch im Grunde ihres Herzens einsame Frau, die – ähnlich wie Sofia Coppolas Marie Antoinette – auch eine Gefangene der eigenen Ansprüche und der Erwartungen und Projektionen ihres Umfeldes ist. Abermals zeigt Cate Blanchett als Königin von England ihr ganzes schauspielerisches Vermögen und sorgt dafür, dass Kapurs Film trotz seiner Opulenz niemals in eine reine Materialschlacht ausartet.

Wenig erbaulich hingegen empfand die italienische Bischofskonferenz das Historienepos. In der katholischen Tageszeitung L'Avvenire, die als Sprachrohr der Bischöfe gilt, zeigte man sich empört über das Werk: „Der Film verzerrt die Geschichte auf perverse Weise und greift auf alle alten Klischees über den Obskurantismus der Päpste zurück“, war dort zu lesen. Und weiter hieß es: "Ein Film, der auf derart tiefe und perverse Weise die Geschichte verzerrt, kann nicht als schöner Film betrachtet werden.“ Das liegt im Auge des Betrachters, und man kann dem Film mit Sicherheit an einigen Stellen eine Verdichtung und Dramatisierung historischer Fakten vorwerfen, sofern man nach negativen Punkten sucht. Angesichts der enormen Kraft, die der Film aber dank Shekhar Kapurs untrüglichem Gespür für großartige Bilder und Cate Blanchetts unglaublicher Präsenz entwickelt, sind solche kleinen Tricks und Schwindeleien absolut zu vernachlässigen.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/elizabeth-das-goldene-koenigreich-2007