Yo

Eine spanische Entdeckung auf dem Filmfest München

Eine Filmkritik von Verena Kolb

Hans, das ist wie Pepe in Spanien. Der Name wirkt harmlos, trivial. Ein Name, wie er in Schulbüchern steht. Kein Wunder, dass Hans (Alex Brendebühl) der zweite Hans im mallorquinischen Dorf ist, der bei Thorsten Schrempf (Heinz Hoenig) eine Aushilfsstelle antritt. Nach und nach muss Hans II jedoch feststellen, dass er unfreiwillig - immer mehr in die Fußstapfen seines Vorgängers tritt und mitspielt in einer Geschichte, die nicht die seine ist, bis sie sich im Kreis zu drehen beginnt.

Hans, Mitvierziger und Arbeiter aus Deutschland, landet mit einigen unsicheren Brocken Spanisch auf der Insel Mallorca, bezieht ein kleines Haus mitten im Dorf und macht sich jeden Morgen auf zu Schrempf, den die Dorfbewohner nur Tanca nennen, der ein stattliches Anwesen außerhalb des Dorfes besitzt. Nachdem sein Vorgänger spurlos verschwunden ist, hat Hans nicht nur die die Stelle als Hausmeister und Mann für alles, sondern auch das Haus im Dorfkern zur Bleibe bekommen. Dankbar ist er, und so lässt er sich herumschicken und -schikanieren, erträgt die Wutausbrüche des vorgesetzten Hausherrn und fühlt sich gar verantwortlich, als eine Flasche Whiskey verschwindet.

Die Dorfbewohner begegnen ihm mit freundlicher Skepsis: Mal sind sie hilfsbereit und fürsorglich, zeigen ihm den Weg zum Arbeitgeber, besorgen ihm eine eigene Waschmaschine und lächeln ihm zu. Dann wieder beobachten sie ihn argwöhnisch: Miquelet (Rafel Ramis) besucht ihn allabendlich unter dem Vorwand der Freundschaft, um dann einen Blick in das Zimmer von Hans I zu erhaschen und Hinweise zu finden, was mit ihm passiert sein könnte. Und schließlich schleicht auch Catalina (Margalida Grimalt) um Hansens Heim herum. Hat Hans II etwas mit dem Verschwinden von Hans I zu tun?

Die Geschichte um die beiden Deutschen mit Namen Hans hat etwas Surreales, sie ist einem fast unheimlich – und ebenso hat sie Rafa Cortés in düsterer Atmosphäre, mit beklemmender Langsamkeit und Wortkargheit, die den Film dominieren, inszeniert. Cortés’ Debütfilm ist ein Meisterwerk an gefilmten Unsicherheiten und eigenartigen Gefühlen. Überzeugend spielt Alex Brendebühl den schüchternen und loyalen deutschen "Gastarbeiter", der eigentlich nur gute Arbeit leisten will, sich dann jedoch immer mehr in das Rätsel um Hans verstrickt und sich selbst zum Mittäter macht. Yo / Me wurde in Rotterdam 2007 preisgekrönt und während der "Semaine de la Critique" in Cannes als "Entdeckung des Jahres" von der FIPRESCI präsentiert. Bislang hat der Film noch keinen deutschen Verleih.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/yo