Fata Morgana (2007)

Verloren in der Wüste

Abgenervt vom umtriebigen und überlaufenen Agadir beschließt das deutsche Pärchen Daniel (Matthias Schweighöfer) und Laura (Marie Zielcke), fernab der Metropolen dem wahren Marokko nachzuspüren – eine Fahrt mit einem gemieteten Jeep in die Wüste soll etwas vom Flair eines echten Abenteuers vermitteln. Obwohl Daniel ein behutsamer und vorsichtiger Fahrer ist, lässt er sich dazu überreden, die markierte Piste zu verlassen und sich mit dem Geländewagen durch den Sand zu bewegen – bis die beiden sich rettungslos verfahren haben und nicht mehr den Weg zurückfinden. Noch glauben Daniel und Laura an einen glimpflichen Ausgang der Tour, doch als am nächsten Morgen der Jeep partout nicht starten will, wird ihnen schnell klar, dass sie etwas unternehmen müssen. Nur notdürftig ausgestattet machen sich die beiden Deutschen auf, um zu Fuß den Weg aus der Wüste zu finden, doch sie verirren sich immer mehr und die Panik wächst. Plötzlich und unvermutet stellt sich in Gestalt eines Fremden auf einem Motorrad (Jean-Hugues Anglade) ein rettender Engel ein. Bereits zu Beginn ihrer Tour waren Daniel und Laura dem Biker begegnet, der ihnen seine Dienste als Guide angeboten hatte, nun nehmen sie seine Hilfe aber gerne an. Allerdings zeigt sich schnell, dass der Fremde nichts Gutes im Schilde führt, denn statt zurück zur Piste führt der Weg immer weiter in die Wüste hinein. Und während Laura dem schweigsamen Mann immer mehr verfällt, entbrennt zwischen Daniel und dem Widersacher bald ein Kampf um Leben und Tod. Doch vielleicht ist der Fremde ja auch nur eine Sinnestäuschung?
Regisseur Simon Groß, seines Zeichens Absolvent an der HFF München hat mit Fata Morgana einen über lange Zeit fesselnden und stilsicheren Mystery-Thriller mit grandiosen Wüstenbildern inszeniert, der über weite Strecken packt und mitreißt. Er versteht es, das Gefühl existenzieller Verunsicherung nicht nur über seine beiden Helden zu vermitteln, die Unerklärlichkeit des Geschehens erfasst schließlich auch den Zuschauer, der bald schon nicht mehr weiß, ob die Geschehnisse auf der Leinwand sich innerhalb der filmischen Realität oder außerhalb derselben abspielen. Gerade vor diesem Hintergrund aber muss die Auflösung des Ganzen doch ein wenig enttäuschen, wirkt sie doch ein wenig unentschlossen. Etwas mehr Mut hätte dem Film am Ende mit Sicherheit nicht geschadet.

Insgesamt aber bietet Fata Morgana frisches und intelligentes deutsches Kino, das völlig zu Recht auch einen der Hauptpreise "Förderpreis des deutschen Films" beim diesjährigen Münchner Filmfest erhielt.

(Joachim Kurz)

Copyright der Fotos: enigma film / Jörg Gruber

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/fata-morgana-2007