Saint Jacques... Pilgern auf Französisch

Drei Geschwister und eine tote Mutter

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Mit Komödien kennt sie sich aus: Coline Serreaus Kinospass Drei Männer und ein Baby wurde Mitte der 1980er Jahre zum Erfolgsfilm weit über die Grenzen Frankreichs hinaus. Nun kehrt die französische Regisseurin und Drehbuchautorin mit einer neuen Komödie auf die Leinwand zurück und tauscht dabei die drei Junggesellen und das Baby gegen drei bitter verfeindete Geschwister und eine tote Mutter aus.
Clara (Muriel Robin) und ihre Brüder Claude (Jean-Pierre Darroussin) und Pierre (Artus de Penguern) gehen sich schon seit längerem aus dem Weg. Jeder lebt sein Leben, was mit dem der anderen nicht viel zu tun hat. Clara arbeitet als Lehrerin, Pierre ist erfolgreicher Geschäftsmann und Claude ein arbeitsloser, fauler Säufer. Als ihre Mutter plötzlich stirbt, werden sie vor eine unvorstellbare Aufgabe gestellt. Das Erbe ihrer Mutter wird erst ausbezahlt, wenn sich alle drei auf als Pilger auf den Weg nach Santiago de Compostela machen. Erste Hürde: Sie müssen zusammen laufen. Zweite Hürde: Keiner der drei wandert gern. Dritte Hürde: Das ganze Unterfangen dauert zwei Monate.

Da aber alle drei scharf auf das Geld sind, raufen sie sich zusammen und erfüllen den letzten Wunsch ihrer Mutter. Was dann passiert, ist leider so vorhersehbar, dass es einem ziemlich schnell langweilig wird, dabei zusehen. Die Geschwister machen das Leben der Pilgergruppe schwer, liegen sich ständig in den Haaren, verbreiten miese Stimmung. Es kommen natürlich noch weitere Figuren ins Spiel, die alle ihr Schicksal haben, das vor uns ausgerollt wird. Die Beziehungsprobleme des Gruppenleiters, der Liebeskummer eines jungen Arabers, die Krankheit einer jungen Frau. Ein Klischee jagt das nächste, das Lachen bleibt einem dabei im Hals stecken.

Bei einem Roadmovie kommt man ja bekanntlich anders an als man losgefahren ist und das kann man auch auf die drei unfreiwillig pilgernden Geschwister übertragen. Sie tauen gegenseitig auf, entdecken ihre Liebe zur Natur, öffnen sich ihren Mitmenschen, vergessen, dass sie nur des Geldes wegen mitgelaufen sind. Alles schön und gut, aber ziemlich dünn für guten Kinostoff und zu albern für eine gelungene Komödie.

Geboren 1947 in Paris begann Coline Serreau ihre Regiekarriere 1970 am Theater. Im gleichen Jahr stand sie auch als Schauspielerin zum ersten Mal vor der Kamera und spielte in Robert Enricos Film Un peu, beaucoup, passionnément mit. Darauf folgten hauptsächlich Engagements am Theater, darunter Inszenierungen von Shakespeare wie "A Midsummer Night’s Dream" und "Othello". Anfang der 1970er Jahre reüssierte sie mit Drehbüchern, 1975 führte sie zum ersten Mal Regie bei einem Kurzfilm fürs Fernsehen: Le Rendez-Vous. Damit hatte sie den Sprung zur Filmregisseurin geschafft und drehte zahlreiche Kinofilme, hauptsächlich Komödien. Ihr Film Drei Männer und ein Baby (1985) wurde mit drei Césars ausgezeichnet und sowohl für den Oscar als auch für den Golden Globe nominiert. Zurzeit dreht Coline Serreau ein englischprachiges Remake ihres 2001 realisierten Porträtfilms Chaos.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/saint-jacques-pilgern-auf-franzoesisch