Planet Terror (2007)

Trash as Trash can

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Nach Quentin Tarantinos Death Proof – Todsicher / Grindhouse: Death Proof erscheint nun mit Planet Terror / Grindhouse: Planet Terror der zweite Teil des Grindhouse-Projekts in den deutschen Kinos – Regie führte hier Tarantinos Spezi Robert Rodriguez. Und wie beinahe zu erwarten, legt der zweite Teil noch einmal ordentlich eine Schippe drauf und toppt das Werk des Kollegen in Sachen Action, Tempo und expliziter Gewalt locker. Das muss man nicht mögen, Fans des Schmuddelkinos werden allerdings bei diesem Film voll auf ihre Kosten kommen – sofern sie den Film nicht ernst nehmen.

Bereits die Story macht schnell deutlich, dass es Robert Rodriguez in seinem Film weniger um eine ausgeklügelte Story geht, als vielmehr darum, möglichst viele Versatzstücke schlechter und schlechtester B- bis Z-Movies unterzubringen. Im Mittelpunkt von Planet Terror / Grindhouse: Planet Terror steht die Go-Go-Tänzerin Cherry (Rose McGowan), die vom Tanzen endgültig die Nase voll hat und die sich stattdessen lieber als Stand-up-Comedian beweisen will. Doch zuvor muss sie sich ganz anderen Prüfungen stellen, denn ein geheimnisvolles Gas hat beinahe alle Bewohner des kleinen Städtchens in blutrünstige Zombies verwandelt. Gemeinsam mit ihrem Ex-Freund Wray (Freddy Rodriguez), der Ärztin Dakota Block (Marley Shelton), dem Sheriff Hague (Michael Biehn) und einigen anderen Bewohnern verschanzt sich das ehemalige Go-Go-Girl für eine Weile in der Bar von JT (Jeff Fahey), dem Bruder des Sheriffs. Als Cherry durch einen Unfall ihr Bein verliert, wird der übrig gebliebene Stumpf mittels eines Maschinengewehrs in eine tödliche Waffe umfunktioniert, die die Tänzerin im Kampf gegen die Monster auch dringend benötigt. Währenddessen greift die verheerende Wirkung des Gases immer weiter um sich, bis es auf einer Militärbasis zum finalen Showdown zwischen den letzten Menschen und den Monstern kommt…

In den USA floppte das ehrgeizige Projekt Grindhouse der beiden Freunde Tarantino und Rodriguez ziemlich, und die Rettung bzw. Wiederbelebung des Schundkinos vom alten Schlag wird wohl noch ein Weilchen auf sich warten lassen. Vielleicht gibt es ja einfach zu viel neuen Schund, als dass es der Erinnerung an vergangenen Zelluloidmüll bedurft hätte. Was ebenfalls nicht übersehen werden darf, ist die Haltung der beiden Filmemacher, die mit ihrer Anknüpfung an Schund und Trash dem ernsthaften Autorenfilm eine lange Nase drehen und damit mit Sicherheit den Beifall eines Teils des Publikums finden werden. Gut möglich, dass gerade das den trashigen Doppelpack doch zu einem Kultprogramm werden lassen könnte.

Trotz aller Ähnlichkeiten unterscheidet die beiden Filme der Buddys, die ursprünglich als Doppelpack geplant waren, doch einiges: Rodriguez’ Hommage an das Schmuddelkino der Sechziger und Siebziger ist weitaus blutrünstiger, rauer und in gewisser Weise ursprünglicher als der Film seines Freundes Quentin Tarantino. Denn wenn sich Robert Rodriguez etwas für diesen Film vorgenommen hat, dann das feste Ziel, den Zuschauer in keiner Sekunde zu langweilen. Um es kurz zu machen: Das Ziel ist gelungen, was vor allem etlichen Hektolitern Kunstblut, Scheußlichkeiten im Sekundentakt und einer hanebüchenen Story zu verdanken ist, die keinen Schmerz kennt und die sich binnen weniger Filmminuten in ein Versatzstück aus Zombie-Filmchen; Gore-Streifen und Slashern aus den Kategorien B bis Z zusammensetzt. Planet Terror / Grindhouse: Planet Terror ist ein knallbuntes, postmodern-delirierendes Sammelsurium aus Zitaten mehr oder weniger unbekannter Schundfilme vergangener Jahrzehnte, technisch brillant gemacht, mit jeder Menge Special Effects und bewusst eingesetzten Kratzern, Brandspuren und anderen Verfallsspuren, die suggerieren sollen, dass es sich hierbei um ein echtes Werk aus längst vergangenen Zeiten handelt.

Allzu viel Sinn sollte man allerdings weder in Planet Terror / Grindhouse: Planet Terror noch in Death Proof – Todsicher / Grindhouse: Death Proof suchen. Natürlich kann man – wenn man mag – den Film gerne als blutrünstige Parabel auf die terroristische Bedrohung der USA interpretieren. Sehr wahrscheinlich aber ging es Robert Rodriguez (Sin City, From Dusk till Dawn, El Mariachi) um etwas ganz Anderes – Spaß. Lustvoll wühlt der Regisseur in nahezu jedem Klischee aus Schundfilmen vergangener Zeiten und setzt jeder Übertreibung und jeder Unmöglichkeit und Absurdität des Plots gerne noch eins obendrauf. Überhaupt liegt die Vermutung nahe, dass Quentin Tarantino und Robert Rodriguez in ihrem ursprünglich als Double-Feature angelegten Projekt es hauptsächlich mal wieder so richtig krachen lassen wollten. Und das ist den beiden Filmemachern auf jeden Fall gelungen. Ob man’s mag oder nicht, ist in diesem Fall noch mehr als bei anderen Filmen Geschmackssache…
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/planet-terror-2007