Amateure

Mittwoch, 5. September 2007, ARTE 22:30 Uhr

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine Entführung mit Hindernissen, das ist die Geschichte von Amateure / Amatørene des norwegischen Kultregisseurs Pål Sletaune. Im Mittelpunkt der Story steht der chronisch erfolglose und vom Pech verfolgte Imbissbudenbetreiber Jan (Robert Skjærstad), in dessen kulinarischem Etablissement stets gähnende Leere herrscht. Auch zuhause ist Jans Leben nicht gerade die reine Wonne, denn hier warten sein hypochondrischer Vater Miki (Bjørn Sundquist) und seine –welch Wunder – dauerfrustrierte Ehefrau Helle (Andrine Sæther) auf ihn und sorgen für weiteren Unbill. Schließlich droht das endgültige Aus für den Fresstempel, und da Jan auch noch das Erbe seiner Frau zur Rettung des Geschäfts investiert hat – ohne Wissen derselben - , zieht diese Knall auf Fall aus und lässt das Chaos weit hinter sich. Solchermaßen vom Schicksal gebeutelt, bleibt für Jan nur noch ein Ausweg – er geht in den Wald, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Doch gerade als er sich die Schlinge um den Hals legt, hört der lebensmüde Gastwirt entfernte Hilferufe und macht sich als pflichtbewusster Bürger auf die Suche nach dem Ursprung der Störung. In einer baufälligen Hütte stößt er auf Iver Mo (Philip Zandén), einen Rockstar, der von einem eifersüchtigen Bandkollegen und zwei unfähigen Kleinkriminellen entführt wurde, um ein stattliches Lösegeld zu erpressen. Als Jan realisiert, wen er da vor sich hat, reift ein Plan in seinem Kopf, wie sich vielleicht doch noch alles zum Guten wenden lassen könnte. Allerdings erweist sich genau das als schwieriges Unterfangen, denn es sind eine ganze Menge Leute hinter dem Lösegeld her…
Wenn ein nur Insidern bekannter Regisseur aus Norwegen von dem Fachblatt Variety im Jahre 1998 als einer der weltweit zehn besten Regisseure benannt wird, dann erstaunt das wie im Falle von Pål Sletaune schon ein wenig. Der 1960 in Oslo geborene Filmemacher gilt im eigenen Land allerdings schon längst als Kultregisseur, und das obwohl sein Werk gerade einmal vier Filme umfasst – sofern man den Kurzfilm Eating Out aus dem Jahre 1993 überhaupt dazuzählen mag. Bereits sein erster Langfilm Junk Mail (1997) machte ihn über Nacht zum Star in seiner Heimat, außerdem wurde der Film unter anderem in Cannes ausgezeichnet und erwies sich als Verkaufsschlager ins Ausland. 2001 folgte mit Amateure / Amatørene eine rabenschwarze Krimifarce, die an Werke der Gebrüder Coen erinnert, 2005 schließlich mit Next Door der vorerst letzte Film des Regisseurs, der ebenfalls für einiges Aufsehen sorgte. Für Fans außergewöhnlicher, schräger und schwarzhumoriger Filme mit dem gewissen Etwas ist Amateure / Amatørene auf jeden Fall eine echte Entdeckung.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/amateure