Mörderischer Frieden

Zwischen den Fronten

Eine Filmkritik von Monika Sandmann

Die Bundesregierung hat gerade erst den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan verlängert. Das Mandat ist umstritten: Positive Ergebnisse kaum sichtbar, das Land versinkt in Gewalt und Terror. Deutsche Soldaten kehren in Särgen zurück. Die Bevölkerung versagt zusehends ihre Unterstützung. In dieser angespannten Lage kommt höchst aktuell ein Film in die Kinos, der deutsche Soldaten im Auslandseinsatz – im Kosovo 1999 - porträtiert. Man darf gespannt sein.
Doch Rudolf Schweigers Spielfilm-Debüt Mörderischer Frieden enttäuscht auf ganzer Linie. Trotz seiner intensiven Recherchen vor Ort versagt der Film wirklich tiefe Einblicke in die Situation der Soldaten vor Ort. Trotz oder wegen seiner engen Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, Schweiger wurde bei seinen Recherchereisen von der deutschen Bundeswehr betreut, drängt sich das fatale Gefühl auf, einem Bundeswehr-Werbefilmchen beizuwohnen: Idealistisch, kritikfrei. Die Soldaten tun Gutes - bis auf einen von ihnen, der aber deutlich als "schwarzes Schaf" kenntlich gemacht wird.

Neben seiner eigentlichen Geschichte, die Situation des einfachen Soldaten vor Ort, erzählt Schweiger eine zweite Geschichte. Das Drama eines brüchigen, nur auf dem Papier existierenden Friedens zwischen Serben und Albanern. Ein wahrer Frieden ist unmöglich. Opfer sind fast immer auch Täter und umgekehrt. Nach so vielen Toten ist der Wunsch nach Rache tief in allen Köpfe verankert.

Der Albaner Enver (Anatole Taubman) ist schnell als Bösewicht ausgemacht. Er will Rache für ein Massaker der Serben. Opfer des Attentats ist die Serbin Mirjana (Susanne Bormann), die nur knapp, dank der Hilfe der Deutschen, überlebt. Warum aber ist gerade Mirjana in sein Visier geraten? Spielt ihr Vater, der Arzt Dr. Goran Jovovic (Peter Bongartz), dabei eine Rolle? Eine durchaus interessante Konstellation. Nur leider hat es nur am Rande mit den eigentlichen Protagonisten, den deutschen Soldaten, zu tun. Die agieren lediglich als schlichte Ermittler.

Plotorientiert verharrt der Film auf TV-Krimi-Niveau. Die Ausrichtung auf die "überraschende Wendung am Ende" und eine mühsam konstruierte Dreier-Liebesgeschichte verhindert das wahre Drama, das dem Thema innewohnt. Zu viele Geschichten im Kleinen verhindern den Blick auf das Große. Die Unentschiedenheit über die eigentlichen Hauptfiguren lässt die deutschen Jungmimen, Adrian Topol und Max Riemelt, bemüht und uninspiriert durch den Plot straucheln. Keiner von ihnen macht eine Entwicklung durch. Statisch verharren sie im Status quo und so bleibt unter dem Strich nichts als Langeweile.

Ein weiterer Schwachpunkt ist die Besetzung der Haupt-Nebenfiguren. Die serbische Ärztin Mirjana und ihr Vater Goran Jovovic werden von Susanne Bormann und Peter Bongartz dargestellt. Glaubhafte Serben sind sie zu keiner Zeit. Susanne Bormann ist hübsch anzusehen, ihr Akzent ist niedlich, aber ihr großes schauspielerisches Talent schimmert allenfalls ansatzweise durch. Bongartz liefert routiniertes Mittelmaß ab. Für seinen wichtigen Part in der Geschichte ist das nicht akzeptabel.

Unter einem Schulaufsatz würde "Thema verfehlt" stehen. Das ist schade, denn das Thema ist das, was diesen Film so spannend gemacht hätte. Da lohnt der Blick nach Amerika. George Clooney, Robert Redford etc. – sie machen vor, welche Brisanz im Sujet liegt. Aber bis nach Amerika ist es noch ein weiter Weg für Rudolf Schweiger.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/moerderischer-frieden