Blöde Mütze!

Vielversprechendes Projekt zweier Brüder

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Unter Brüdern, das kennt man ja, herrscht gelegentlich große Konkurrenz. Im Falle von Thomas und Johannes Schmid allerdings ist davon wenig zu spüren – im Gegenteil. Wie anders wäre es auch zu erklären, dass der eine – Johannes – nun ein Buch des anderen – Thomas – verfilmt hat. Der Titel des Buchs und des Films, der demnächst in den deutschen Kinos zu sehen sein wird: Blöde Mütze!.
Der Besitzer der Titel gebenden gescholtenen Kopfbedeckung ist der zwölfjährige Martin (Johann Hillmann), der gerade mit seinen Eltern neu nach Bellbach gezogen ist. Martin ist nicht gerade der Größte für sein Alter und schüchtern ist er zudem auch noch. So recht mag die Schildmütze mit der Aufschrift Champion gar nicht zu ihm passen, Siegertypen sehen anders aus. Das weiß auch Martin, doch für ihn ist die Mütze eine Art Schutz, ein Symbol, das Stärke und Souveränität ausdrücken soll, auch wenn ihm gar nicht danach ist. Ein neuer Wohnort, keine Freunde und die ersten Tage in der neuen Schule vor sich – das kann ja heiter werden.

Martins Befürchtungen bewahrheiten sich natürlich prompt: Gleich am ersten Tag in Bellbach tapst Martin in ein riesengroßes Fettnäpfchen: Beim Einkaufen verrät der Junge – eher aus Versehen – einen Jungen, der Zigaretten geklaut hat. Und der Verpfiffene namens Oliver (Konrad Baumann) schwört natürlich Rache. Klar, dass Martin prompt in die Klasse gesteckt wird, in der auch Oliver die Schulbank drückt. Zum Glück gibt es ja noch die nette und hübsche Silke (Lea Eisleb), die ebenfalls in Martins neuer Klasse ist. Doch als Oliver das Interesse des Neuen an der Klassenkameradin bemerkt, ist der Krach schon vorprogrammiert. Schade, denn eigentlich könnten die beiden Jungs durchaus Freunde werden. Und nicht nur Martin, auch Oliver kann in Zeiten wie diesen einen guten Freund gebrauchen...

Ganz nah dran an der Lebenswelt der Kinder von heute ist Blöde Mütze!. Es geht nicht um das große Drama, um den Verlust eines Elternteils oder Ähnliches, wie es derzeit häufig in Kinderfilmen zu sehen ist, sondern um die alltäglichen kleinen Probleme und Sorgen. Wer Kinder ernst nimmt, der weiß, dass bereits ein einfacher Ortswechsel, bedingt durch die von der Arbeitswelt geforderte Flexibilität, für kleine Leute große Probleme nach sich ziehen kann.

Virtuos verknüpft Johannes Schmid die verschiedenen Themenbereiche miteinander und schafft es – auch dank dreier ausgezeichneter Darsteller – locker und ohne erhobenen Zeigefinger, die verschiedenen Probleme von Heranwachsenden klar zu machen, ohne dass man dabei das Gefühl hat, der Film sei überladen. Erst im Nachhinein erschließt sich, auf wie subtile Weise hier verschiedenste pubertäre Schwierigkeiten quasi durchdekliniert werden; im Film selbst wirkt das alles ganz natürlich und wie aus einem Guss. Man merkt Blöde Mütze! deutlich an, dass Johannes Schmid sich bereits seit längerem intensiv mit der Erlebniswelt von Kindern auseinander setzt und einige Theaterstücke für Kinder inszeniert hat, die Arbeit mit den kleinen Darstellern und die Freude daran, sie übertragen sich auf das Publikum im Kinosaal.

Um neue Projekte von Johannes Schmid muss einem nach diesem Film nicht bange sein – zumal dessen Bruder Thomas noch einige bislang unverfilmte Kinderbücher aufzuweisen hat.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/bloede-muetze