Märzmelodie

Lieder, die von Herzen kommen…

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Wenn man sich die Filme der letzten Zeit betrachtet, könnte man fast meinen, das vor kurzem noch totgesagte Genre des Musicals sei plötzlich wieder en vogue. Ob Das Phantom der Oper / Phantom of the Opera, Hairspray, The Producers, Sweeney Todd oder Dreamgirls – das Kino hat die Singspiele längst für sich entdeckt und begnügt sich nicht allein mit dem Wiederkäuen altbekannter Muster. Indie-Produktionen wie Once versuchen dem Musical durchaus auch neue Seiten abzugewinnen und selbst Filmemacher wie Woody Allen probieren sich mit Alle sagen: I love you am filmisch aufbereiteten Singspiel – von legendären französischen Produktionen wie dem Klassiker der Nouvelle Vague Die Regenschirme von Cherbourg oder Das Leben ist ein Chanson ganz zu schweigen. Besonders mit Letzterem hat Märzmelodie von Martin Walz einiges gemeinsam, denn hier wie dort singen nicht die Akteure, sondern bewegen lediglich die Lippen zu alten Schlagern aus "fünfzig Jahren deutscher Popgeschichte". Weshalb das Ganze auch kein Musical mehr ist, sondern, wie das Presseheft feststellt, eine "melodiöse Liebeskomödie".
Drei Liebespaare sind es, die im Mittelpunkt dieses Filmes stehen: Da sind zum einen der erfolglose Schauspieler und Gelegenheits-Weinverkäufer Thilo (Jan Henrik Stahlberg), der soeben von seiner Freundin verlassen wurde und die psychisch nicht gerade stabile Lehrerin Anna (Alexandra Neldel), die ebenfalls ihrem Beruf nicht gewachsen erscheint. Als die beiden von einem wohlmeinenden Freund miteinander bekannt gemacht werden, verliebt sich Thilo Hals über Kopf in Anna. Parallel zu diesem Hauptstrang der Geschichte erzählt Walz aber auch von zwei weiteren Paaren – von Thilos Freund Moritz (Gode Benedix) und Valerie (Inga Busch) und von seiner Ex Katja (Jana Pallaske) und deren „Neuem“ Florian (Gedeon Burkhard), der ausgerechnet Thilos bester Freund war. Während sich das erste Paar mit der abwechselnden Erziehung des gemeinsamen zweijährigen Töchterchens herumschlägt und den Spagat zwischen Job und Haushalt versucht, sieht sich Katja mit der Erkenntnis konfrontiert, dass Florian an einer ernsthaften Beziehung mit ihr über die Bettkante hinaus nicht interessiert ist…

Man mag sich darüber streiten, ob Märzmelodie nun wirklich etwas Neues darstellt oder nicht – echte Begeisterung mag sich bei diesem Film nicht einstellen: Die einzelnen Geschichten wirken oft schlicht und an manchen Punkten wenig durchdacht und die sowieso nur synchronisierten Gesangseinlagen zumeist wenig bekannter Songs passen mal mehr, mal weniger gut ins Gesamtgefüge des Films, der sein Potenzial nur selten aufblitzen lässt. Zwar gibt Alexandra Neldel eine gefällige Kostprobe ihrer Wandlungsfähigkeit, doch auch das kann Märzmelodie nicht davor bewahren, trotz eines – zumindest für deutsche Verhältnisse – neuen Ansatzes nicht mehr als halbwegs amüsant zu sein. Im Kino ist es eben wie in der Liebe: Manchmal springt der Funke über und manchmal nicht…

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/maerzmelodie