Sex and the City

Wiedersehen macht Freude

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Lange Zeit sah es so aus, als müssten sich Fans der US-Fernsehserie Sex and the City das passende Ende für ihre Heldinnen selbst in ihrer Fantasie ausmalen. Denn der seit langem geplante Kinofilm, verzögerte sich immer wieder. Vor allem zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen Sarah Jessica Parker und Kim Cattrall soll es immer wiede zu Unstimmigkeiten hinsichtlich des Honorars und des Drehbuchs gekommen sein. Doch schließlich besann man sich eines Besseren – und die Fans werden es gerne hören, zumal der Film das Erfolgskonzept der Serie konsequent weiterverfolgt und es zudem auch sonst an nichts fehlen lässt.
Mit 145 Minuten Laufzeit bietet die Kinofassung Sex and the City / Sex and the City: The Movie noch einmal ein ausführliches Wiedersehen mit den vier verrückten New Yorkerinnen. Und obwohl alle – mehr oder weniger – bereits am Ende der letzten Fernsehstaffel (die im Jahre 2004 ausgestrahlt wurde) ihr Liebesglück gefunden haben, geht es natürlich auch in diesen mehrt als zwei Stunden vor allem um eines – um die Liebe. Carrie (Sarah Jessica Parker), die wortgewandte und scharfzüngige Kolumnistin, deren Betrachtungen über das Leben von Singlefrauen in New York der Serie und dem Film den Titel gaben, sucht für sich und ihren Freund Mr. Big (Chris Noth) nach einer passenden Wohnung. Eher zufällig kommt dabei das Gespräch auf eine mögliche Heirat, und ehe sich die beiden versehen, ist der Antrag – wenngleich ein wenig unromantisch - ausgesprochen und akzeptiert. Doch bis die Hochzeitsglocken für die beiden Dauerverliebten läuten, passiert natürlich noch jede Menge Chaos. Und auch im scheinbar geregelten Leben von Samantha (Kim Cattrall), Charlotte (Kristin Davies) und Miranda (Cynthia Nixon) läuft nicht immer alles ganz nach Plan. Und die Entwicklung mancher Figur aus der Serie hält für den Zuschauer die ein oder andere faustdicke Überraschung parat.

Als die TV-Serie Sex and the City, produziert von HBO, im Jahre 1998 zum ersten Mal über die Bildschirme flimmerte, trauten viele Fernsehzuschauer kaum ihren Augen und vor allem Ohren: Selten zuvor hatte man junge Frauen in einem fiktionalen Format dermaßen ungeniert über Sexualität und Erotik plaudern lassen. Doch es war keinesfalls nur die Freizügigkeit, mit der sich die Serie um vier junge Frauen in New York ihre treue und über die Jahre immer größer werdende Anhängerschaft eroberten. Gleichzeitig spiegelten die Geschichten das Dilemma der Singlegesellschaft wieder, in der zwar jeder und jede frei ist, sich aber im Grunde nach stabilen und verlässlichen Beziehungen sehnt. Und mehr noch: Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda waren nicht nur lässig, schick und cool, sondern immer wieder auch nachdenklich, mit kleinen Neurosen gesegnet und selbstironisch. Kurzum: Sie waren die perfekte Entsprechung des Typus moderne Frau und damit näher dran am Zeitgeist als alles andere, was man sonst so zu sehen bekam.

Wer übrigens – und das dürfte vor allem auf männliche Kinobesucher zutreffen – bislang die Serie nicht kannte oder sie nicht andauernd verfolgt hat, braucht sich keine Sorge zu machen, im Kino dann vollständig ahnungslos zu sein. Denn zu Beginn sorgt Sex and the City / Sex and the City: The Movie für ein flottes Update und den entsprechenden Überblick über das Personal, so dass auch SatC-Neulinge keine Schwierigkeiten haben dürften, der Handlung zu folgen.

Obwohl seit dem Start der Serie zehn Jahre ins Land gegangen sind, funktioniert das Konzept von Sex and the City auch heute noch und selbst auf der großen Leinwand bestens und bietet prächtige, bisweilen sogar hintersinnige Unterhaltung ohne allzu großen Anspruch – das ideale Kontrastprogramm zu bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft also. Schade nur, dass solche treffsicheren Serienheldinnen immer aus den USA und so gut wie nie aus Deutschland kommen. Aber man soll die Hoffnung ja niemals aufgeben. Das hier jedenfalls ist das Original. Und es macht nach wie vor viel Spaß – auch auf der großen Kinoleinwand.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/sex-and-the-city