Monks – The Transatlantic Feedback

Sonntag, 16. Dezember 2007, 3sat, 21:15

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Sie waren die modernste, krachigste, härteste Beatband der sechziger Jahre, doch der Ruhm der fünf ehemaligen GIs aus Deutschland währte nur kurz. Ein Album mit dem Titel "Black Monk Time" legten die Monks vor, gerade mal zwei Singles "I can't get over you" und "Love can tame the wild" sowie eine Vielzahl von Live-Auftritten. Doch das reichte bereits aus, um zumindest kurzfristig zu einer Legende zu werden. Bereits ein Jahr nach ihrem Album lösten sich The Monks bereits wieder auf – sie erschienen einfach nicht zu einer geplanten Asientour -, doch "Black Monk Time" überdauerte die Jahre und wurde ein ums andere Mal neu aufgelegt. Aufsehen erregend war aber nicht nur der Sound der Monks, sondern auch ihr Auftreten – Stets in Schwarz gekleidet und mit einem Strick um den Hals sowie mit der für Mönche typischen Tonsur wirken sie auch heute noch wie abgedrehte Vorgänger von späteren Konzeptgruppen wie Kraftwerk oder Daft Punk – in der spießigen Bundesrepublik Deutschland war das Mitte der Sechziger reine Provokation, die ebenso viel Widerspruch wie begeisterten Beifall fand.
Die Karriere der fünf Musiker Gary Burger (vocals, guitar), Larry Clark (organ, vocals), Dave Day (electric banjo, vocals), Roger Johnston (drums, vocals) und Eddie Shaw (bass, vocals) begann zunächst mit einer Formation namens "The Torquays", die hauptsächlich Coverversionen bekannter Hits nachspielte. Die Wende in ihrer Karriere trat ein, als die GIs aus der Armee entlassen wurden und ihren musikalischen Stil ebenso radikal änderten wie ihren Look – woran Karl-H. Remy, Student der Hochschule für Gestaltung Ulm, und Walther Niemann, Student der Folkwang Schule in Essen, nicht ganz unbeteiligt waren, denn die beiden vom Fluxus inspirierten Künstler verpassten den Monks ihr neues Image. Das allerdings erwies sich schnell als enges Korsett, das zwar die maximale Aufmerksamkeit brachte, sich aber auch als Hindernis erwies – bei den Live-Auftritten in der Provinz zeigten sich die Besucher, die nichts als tanzen wollten, wenig erfreut über die fünf seltsamen schwarzen Gestalten. Und der Song "Monk Time", ein deutliches Statement der Band gegen den Vietnam-Krieg, war in den Jahren vor 1968 in den meisten Beatschuppen der Republik ebenso wenig beliebt wie in Kneipen für amerikanische GIs.

Dietmar Posts und Lucía Palacios’ Film Monks – The Transatlantic Feedback ist eine akribische musikalische Spurensuche, die ein kurzlebiges Popphänomen der Sechziger voller Sympathie und mit einem Schmunzeln ins Visier nimmt, eine Zeitreise in die Ära der Beatles, in der irgendwo in der deutschen Provinz die wahre Avantgarde aufspielte. Eine wilde und verrückte Zeit, die auch die damaligen Mitglieder der Monks heute rückblickend nicht so recht begriffen haben. Und doch haben die Monks ihre Spuren in der Pophistorie hinterlassen, denn als sie 2006 noch einmal auftraten, war der Saal der Volksbühne bis auf den letzten Platz gefüllt. Let the good times roll again…

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/monks-the-transatlantic-feedback