Tribu

In den Ghettos von Manila

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

In Jim Libirans Regiedebüt Tribu, einem Spielfilm über die Jugendgangs des Slums von Manila, ist die Gangkultur ein selbst organisierter Familienersatz, autoritärer als die bröckelnden traditionellen Familienstrukturen.
Es ist der Tod eines Jugendlichen, der in Tribu zu einer explosiven Konfrontation zwischen den rivalisierenden Straßengangs Thugz Angels, SBT und Diabolos führt. In nahezu dokumentarischen Bildern und untermalt mit eloquent-poetischem Straßenrap wird das von Armut, Gewalt und Drogen bestimmte Leben der Gangs von Manila beschrieben. Waffen wie Messer und Pistolen sind in jedermanns Hand, hysterische Mütter wohnen unter jedem Dach und wer hier nicht tough genug ist, geht unter.

Jim Libiran heftet sich an die Fersen der gewaltbereiten Jugendlichen, die auch im wirklichen Leben Gangmitglieder in den Slums von Manila sind. Er beobachtet ihre Aufnahmerituale, ihr von Gewalt dominiertes Alltagsleben, den Zusammenhalt in der Not und den Hass gegen andere mit einer teils sehr wackeligen Kamera und dunklen Bildern, die dafür umso authentischer wirken. Tragisch ist nur, dass der Konflikt um den toten Jugendlichen mit einem Racheakt in einem bitteren Blutbad endet.

Unweigerlich muss man bei dem Film an Fernando Meirelles City of God / Cidade de Deus (2002) denken, der in den Armenvierteln von Rio de Janeiro spielt und den Organismus Slum und seine Übel ebenso unter die Lupe nimmt wie Tribu wenn auch narrativ verdichteter und technisch eleganter.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/tribu