Ekkelins Knecht

Ritterspiele

Eine Filmkritik von Paul Collmar

Ein Ritterfilm aus Deutschland? Das gab es schon lange nicht mehr. Dass die Widerbelebung eines längst untergegangen geglaubten Genre ausgerechnet aus der Provinz kommt, das klingt genauso unwahrscheinlich wie die gesamte Entstehungsgeschichte dieses Films. Und doch ist sie wahr. Gerade mal 250.000 Euro hat der Film Ekkelins Knecht gekostet – eine Summe, für die hierzulande unter normalen Umständen kaum ein Film zu bewerkstelligen wäre. Und erst recht kein historischer Film, bei dem der Aufwand für Locations, Kostüme und die gesamte Ausstattung die Kosten enorm in die Höhe treibt. Umso mehr Respekt verdient der Film Ekkelins Knecht, der ab dem 1. Mai in ausgesuchten Kinos in Bayern startet.
Ende des 14. Jahrhunderts neigt sich das glorreiche Zeitalter der Ritter dem Ende entgegen: Durch die Etablierung gut ausgebildeter Fußsoldaten nimmt die militärische Bedeutung der schwer bewaffnete adligen Reiterei ab – eine Entwicklung, die verstärkt wird durch das Aufkommen von Distanzwaffen wie Bogen und Armbrust sowie die ersten Feuerwaffen. Das alles kann Konrad (Philip Sprongl) nicht schrecken, der nach dem Pesttod seiner Eltern eine Stelle als Rossknecht im Gefolge des fränkischen Ritters Ekkelin Geyling (Peter Klewitz, der auch das Drehbuch schrieb) findet und der davon träumt, später selbst einmal ein tapferer Ritter zu werden. Doch sein Herr hat schwer ums Überleben zu kämpfen, nach einer missglückten Intrige wird Ekkelin enteignet, wandelt sich daraufhin frustriert zum Raubritter und gerät auf einem seiner Beutezüge in einen Hinterhalt, den ein Verräter aus den eigenen Reihen vorbereitet hat. So ist es nach dem Tod seines Herrn Konrad vorbehalten, in der Rüstung und mit den Waffen Ekkelins für die Wiederherstellung von dessen Ritterehre zu kämpfen. Doch die Zeit der edlen Kämpfer ist vorbei, das muss auch Konrad erfahren.

Eckelin Geyling gab es wirklich. Der Ritter, der eigentlich korrekterweise Eppelein von Gailingen hieß, war ein berüchtigter Raubritter, dessen Taten längst zum Bestandteil von zahlreichen Mythen und Legenden geworden sind. Historisch belegt sind unzählige Gerichtsverfahren und Klagen gegen den Ritter, der sowohl Täter als auch Opfer immer stärker werdender Spannungen zwischen den wirtschaftlich erstarkenden Reichsstädten und den Fürsten war, die sich durch den Aufstieg des Handels vor allem wirtschaftlich bedroht sahen.

Peter Klewitz und Reinhard Kungel schaffen es mit einfachsten Mitteln, genau jenes Zeitkolorit zu erschaffen, das den Geist des späten 14. Jahrhunderts prägt – eine Mischung aus angestaubten Tugenden, Naivität, undurchsichtigen politischen Verhältnissen und dem nackten Kampf ums Überleben.

Statt Pathos und großem Getöse geht hier also alles viel kleiner zu, bescheidener und deshalb auch authentischer und historisch fundierter. Oft wirken die Innenräume ein wenig steril, die Szenerien etwas steif, die Kamera zu wenig bewegt, um wirklich hip zu sein oder auch nur annähernd an US-Großproduktionen wie Königreich der Himmel oder Der letzte Ritter heran zu kommen, mit denen der Film nichts, aber auch gar nichts gemein hat. Doch darum geht es ja auch gar nicht. Statt überlebensgroßem Heldenmut setzen die Peter Klewitz und Reinhard Kungel sowie ihr engagiertes Filmteam, von denen viele ehrenamtlich mit von der Partie waren, auf Zwischentöne, sorgsam ausgearbeitete Figuren und auf eine Geschichte, die die Balance zwischen Mythos und gesellschaftlicher Realität auf sehr gelungene Weise transportiert. Und so sieht man gerne über den ein oder anderen Schnitzer und manche filmische Unebenheit hinweg, die dieses Projekt mit Sicherheit auch hat.

Wer weiß, vielleicht gelingt es diesem kleinen Film ja, über die Region hinaus für Aufsehen zu sorgen. Marcus H. Rosenmüller hat es ja bereits vorgemacht, dass die Bayern durchaus ein treues Kinopublikum sind, sofern der Bezug zu Land und Leuten gegeben ist. Und das ist hier ja sowieso der Fall.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/ekkelins-knecht