The Fighters

Knüppeldicke Prügeleien

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Die Kampfsportart Free Fight liegt in den USA angeblich im Trend. In Europa dagegen spaltet die Mischung aus Kickboxen, Ringen und Wrestling die Gemüter. Ähnlich könnte es dem Film ergehen, der die Schläge gegen sämtliche Körperteile geradezu feiert.
Jake Tyler (Sean Faris) ist in der Footballmannschaft seiner Schule ein Ass. Doch seit sein Vater betrunken in den Tod raste, hat Jake weder seine Schuldgefühle noch seine Aggressionen im Griff. Der junge Mann hätte den Älteren daran hindern können (und müssen), sich ans Steuer zu setzen. Auch der Umzug der Familie nach Florida bringt keinen Neustart für Jake. Hier ist unter den jungen Leuten nicht Football angesagt, sondern Free Fight, eine Art Prügelei mit allen Mitteln. Jake will die Szene meiden, aber deren Star und Bösewicht Ryan (Cam Gigandet) hat es auf ihn abgesehen.

Seinem Anspruch nach will Regisseur Jeff Wadley die Geschichte so erzählen: Zorniger junger Mann lernt durch den Kampfsport, seine Wut zu kontrollieren. Aber die Bilder sprechen eine andere Sprache. Da tritt ein Mädchen auf ihren schon geschlagen am Boden liegenden männlichen Gegner ein, da würgt einer den anderen bis zur Bewusstlosigkeit und da trifft ein Fußtritt mit solcher Wucht das Gesicht, dass das Blut in Zeitlupe aus dem Mund spritzt.

Offensichtlich kam es The Fighters / Never Back Down darauf an, einen Trend aufzugreifen. „In den USA ist Free Fight im Augenblick der Sport, dessen Popularität am schnellsten wächst“, wird Regisseur Wadley im Presseheft zitiert. Folglich stehen die Kampfszenen ganz im Mittelpunkt. Die Handlung drum herum bleibt Staffage. Sie dient offenbar nur dazu, von einer Schlägerei zur nächsten überzuleiten. Entsprechend dünn und stereotyp sind die Motive, die das vorhersehbare Geschehen antreiben: der Kampf des Guten gegen den Bösen um das schönste Mädchen der Stadt, der Vorsatz, niemals aufzugeben und die Moral, dass man im Leben alles erreicht, wenn man nur genügend Schläge wegsteckt.

Entsprechend der hinkonstruierten Geschichte vom traumatisierten Sonnyboy bleibt Hauptdarsteller Sean Faris hinter der sonnengebräunten Fassade ziemlich blass. Wohin soll er sich auch entwickeln? Er ist schon von Beginn so smart, dass man ihm den wilden Kerl schwerlich abnimmt. Leichter hat es sein Gegenspieler Cam Gigandet. Der darf seinen verdorbenen Charakter nach allen Regeln der Kampfkunst ausleben. Nach dem Motto: wenn schon fies, dann richtig. Tritte in die Weichteile, Finger in die Augen, das ganze Programm. Der Mann ist eben nur glücklich, wenn er andere krankenhausreif schlagen kann. Damit passt dieser „Sport“ zu ihm wie die Faust aufs Auge.

Ein paar intensive Auftritte hat Dijmon Hounsou als Trainer Jean Roqua. Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Übungen in der Kampfschule nur unwesentlich von denen der wilden Straßen- und Hinterhofgangs unterscheiden. Auch hier haut der eine dem anderen minutenlang auf den Bauch oder nimmt ihn bis zur Besinnungslosigkeit in den Schwitzkasten. Was daran so faszinierend ist, dass der Free Fight in den USA dem Boxsport den Rang ablaufen könnte, diesen Nachweis bleibt der Film schuldig. Auch Anhänger von Kampfsportarten hätten eine differenziertere Auseinandersetzung mit den Mixed Martial Arts, wie der Free Fight in Amerika genannt wird, verdient. Was bleibt, ist billige Propaganda.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/the-fighters