Oldboy (2004)

Mittwoch, den 9. April 2008, ARTE, 22:45 Uhr

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Rache, so will es ein Sinnspruch der Klingonen, ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird. Kein Wunder also, dass das südkoreanische Regie-Wunderkind Park Chan-wook mit seinem Film Oldboy / Old Boy eine eiskalte und brutale Welt der Rache entwirft, die sich als betörende Mischung aus philosophischem Thriller, klassischer Tragödie und lupenreinem Eastern entpuppt. Eine nahezu unwiderstehliche Mischung

15 Jahre lang wird Dae-su OH (Min-sik Choi), ein ganz durchschnittlicher Geschäftsmann und Familienmensch, in einem Ein-Zimmer-Appartment ohne Fenster eingesperrt, nachdem er von unbekannten Gangstern überwältigt und entführt wurde. 15 Jahre ohne jeden menschlichen Kontakt und in völliger Unklarheit darüber, warum und wie lange er festgehalten wird. Aus den Fernsehnachrichten erfährt er vom Mord an seiner Ehefrau, den die Täter ihm in die Schuhe schieben. Und lediglich aus den Nachrichtensendungen entnimmt er, wie die Zeit vergeht, von der er völlig abgekoppelt ist. Der Gefangene beginnt Tagebuch zu führen, um sich auf diese Weise zu erinnern, wem er alles in seinem Leben Schmerz zugefügt hat. Doch es hilft nichts, die Motive seiner Entführer bleiben weiterhin im Dunkeln.

Als er ebenso unvermittelt, wie er seiner Freiheit beraubt wurde, wieder in diese entlassen wird, stellt ihm sein Entführer mit dem Decknamen Evergreen (Ji-tae YU) die Aufgabe, innerhalb von 5 Tagen den Grund für die lange Gefangenschaft herauszufinden. Sonst will der mysteriöse Evergreen das Leben seiner ehemaligen Geisel vollends zerstören. Verzweifelt und zermürbt durch die lange Gefangenschaft kennt Dae-su OH nur noch ein Ziel – Rache für all die sinnlosen Jahre, für seine getötete Frau und für sein ganzes kaputtes Leben. Mit Hilfe der Sushi-Verkäuferin Mido (Hye-jung KANG) macht er sich auf die Suche nach den Hintergründen und stößt dabei auf die Gespenster der Vergangenheit, die bis auf seine Schulzeit an der Evergreen High School zurückgehen.

Sympathy for Mr. Vengeance (2002), Oldboy / Old Boy (2003) und Lady Venegeance (2005) – so lautet die Trilogie, mit der der 1963 in Tanyan geborene südkoreanische Regisseur Park Chan-wook international für Furore sorgte. Insbesondere der Mittelteil der Trilogie hatte es den Kritikern angetan: Oldboy / Old Boy wurde auf dem Filmfestival von Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet und erhielt einen British Film Award als bester Film. Spätestens seit diesem Erfolg gilt Park Chan-wook als eines der größten und exzentrischsten Talente des asiatischen Kinos; eine Einschätzung, die er auch mit seinem neuen Film I am a Cyborg, but that’s OK bestätigte. Einen stabilen Magen und eine hohe Toleranzschwelle bezüglich von Gewaltdarstellungen sollte man allerdings schon mitbringen, um Park Chan-wooks verstörendes Meisterwerk wirklich goutieren zu können.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/oldboy-2004