Seitensprung in Manhattan

Donnerstag, 4. September 2008, 3sat, 22:25 Uhr

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Es gibt Tage, an denen wünscht man sich, man wäre gar nicht erst aufgestanden: Als Eliza (Hope Davis) beim Aufräumen einen Liebesbrief findet, der an ihren Mann Louis (Stanley Tucci) gerichtet ist, beginnt für die Frau genau solch ein Tag. Verwirrt flüchtet sich die bis dato glückliche Ehefrau in die Arme ihrer Familie, die ebenfalls auf Long Island bei New York lebt. Der Familienrat, bestehend aus Mutter Rita (Anne Meara), Vater Jim (Pat McNamara), Schwester Jo (Parker Posey) und deren Freund Carl (Liev Schreiber), beschließt sofort zur Tat zu schreiten und zwängt sich zwecks einer Strafexpedition in den familieneigenen Kombi, um nach Manhattan zu fahren, wo Louis arbeitet. Doch der untreue Ehemann ist nicht in seinem Büro. Und so beginnt eine Odyssee quer durch die Stadt, in deren Verlauf die Nerven blank liegen und nicht nur Elizas Probleme, sondern die gesamten familiären Neurosen auf den Tisch kommen. Als der ebenso streitbare wie zerstrittene Clan Louis schließlich doch noch ausfindig machen kann, wartet auf alle Beteiligten eine faustdicke Überraschung...
Seitensprung in Manhattan / The Daytrippers ist eine typische Low-Budget-Komödie aus den Neunzigern mit frechen Dialogen, viel Spielwitz und einem außergewöhnlichen Handlungsort – beinahe der gesamte Film spielt in der qualvollen Enge des Familienkombis, in der die Neurosen und Defekte der durchgeknallten Sippe umso heftiger aufeinander prallen. Als Produzent des sympathischen und mit weniger als 1 Mio. Dollar realisierten Indie-Films fungiert übrigens kein Geringerer als Steven Soderbergh. Und auch die Besetzung kann sich mit Darstellern wie Stanley Tucci (Der Teufel trägt Prada), Hope Davis (About Schmidt) und Liev Schreiber (Der Manchurian Kandidat) sehen lassen.

Trotz des bescheidenen Erfolgs, den Greg Mottola mit seinem Debütfilm erzielen konnte – er gewann den Kritikerpreis des Toronto International Film Festivals, den Grand Jury Prize des Slamdance Film Festivals und den Publikumspreis des Athens International Film Festivals sowie zwei weitere Auszeichnungen beim portugiesischen Festival Internacional de Cinema do Porto – hat der Regisseur in der Zwischenzeit vor allem für das Fernsehen gearbeitet. Erst im Jahre 2007 gelang ihm mit Superbad ein Kino-Comeback – und neue Projekte sind bereits in Arbeit.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/seitensprung-in-manhattan