Strella

Berlinale 2009: Panorama

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Noch bevor Panos H. Koutras' Film Strella begann, wurden am Eingang des Kinos kleine Zettel ausgeteilt. Auf ihnen die Bitte auf keinen Fall das überraschende Ende des Films zu verraten. Das man mit so einer Aussage natürlich die Erwartungen des Zuschauers schürt, bleibt nicht aus. Doch Koutras hat nicht zu viel versprochen.
Nach 14 Jahren Haft wird Yiorgos, ein stattlicher Grieche, entlassen und verbringt seine erste Nacht in einem schäbigen Hotel. Dort lernt er Strella kennen, eine transsexuelle Prostituierte, die ihn in ihren Bann zieht. Schnell werden die beiden ein Paar. Doch Yiorgos Schritte in ein neues Leben können erst beginnen, wenn er mit seinem alten abgeschlossen hatt. So macht er sich auf die Suche nach seinem verschollenen Sohn. Eine Suche, die sein Leben und auch das Strellas für immer verändern wird.

So sehr sich Koutras auch bemühte Sponsoren oder Filmfördergelder für sein Werk zu finden, in Griechenland wollte niemand sein Projekt finanzieren. Möglich wurde die Umsetzung des Filmes dadurch, dass sich der Regisseur und seine Familie in Schulden stürzten, um diese Geschichte erzählen zu können. Herausgekommen ist ein komplett unabhängig finanzierter Film, ausschließlich besetzt mit Laiendarstellern. Doch diese Hindernisse und Geldnöte sind dem Werk nicht im Geringsten anzumerken. Im Gegenteil, Strella ist eine Perle im Panorama Programm.

Leichtfüßig, mit erfrischend eigenartigem Humor, viel Liebe zu den Charakteren und der Ausstattung erzählt Koutras von Liebe und Familien, die eben nicht nur in den sonst üblichen Formen vorkommen. Dabei erinnern seine Charaktere und sein Erzählstil an den anarchisch liebevollen Ton des jungen Almodovars. Alles ist ein bisschen anders, ein bisschen schief. Sein es die Familienverhältnisse, die aus Not und Sehnsucht entstanden sind, die Körper, die irgendwo zwischen Mann und Frau verweilen oder die Räume, in denen der Film spielt. Gekonnt spielt Koutras mit Verfremdung und Transzendenz und kreiert dadurch eine alle Grenzen überschreitende Geschichte mit herrlichen Bildern und großartigen Dialogen.

Strella ist ein Film über die Suche nach Identität und einem Platz im Leben, der im Verlauf der Handlung so einige Überraschungen bereit hält. Der Mut ein so unkonventionelles queeres Werk in einem Land wie Griechenland zu schaffen wird hoffentlich mit einem Teddy Award belohnt werden.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/strella