Ladykillers (1955)

Eine Bande hinreißender Schurken

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Um es gleich klarzustellen: Bei diesen abgefahrenen Jungs mit dem halbherzigen Vorhaben, eine ganz reizende alte Dame unsanft aus dem Weg zu räumen, handelt es sich um die originalen Ladykillers aus dem Jahre 1955. Die Coen-Brüder versuchten sich 2004 durchaus erfolgreich an einer Wiederaufbereitung des Stoffes mit Tom Hanks und Irma P. Hall in den Hauptrollen, wofür Letztere unter anderem beim Filmfestival in Cannes ausgezeichnet wurde. Doch auch wenn die Neuverfilmung sicherlich nicht ohne Reiz ist, ist es schlicht das absolut stimmige, kuriose Ensemble der Urfassung mit Alec Guinness, Katie Johnson und Peter Sellers, das einfach unschlagbar trocken aufspielt. Das Drehbuch von William Rose gewann 1956 einen BAFTA Award, den auch Katie Johnson als Beste Britische Schauspielerin erhielt, und war 1957 für einen Oscar nominiert.

Die schrullige, herzensgute Mrs. Wilberforce (Katie Johnson) führt mit ihren Papageien in ihrem hübschen kleinen Haus in London ein beschauliches Leben, bis sich der galante Professor Marcus (Alec Guinness) bei ihr einmietet. Der vermeintliche Musiker lädt regelmäßig seine Freunde Major Courtney (Cecil Parker), Mr. Robinson (Peter Sellers), Mr. Harvey (Herbert Lom) und Mr. Lawson (Danny Green), genannt Pfannkuchen zu gemeinsamen Klangesübungen ein, doch die Gaunerbande musiziert nicht etwa, wie Mrs. Wilberforce denkt, sondern plant unter ihrem Dach einen pfiffigen Raubzug, während die Streicher nur von der Schallplatte stammen. Doch das Projekt läuft letztlich nicht ganz glatt, und als der alten Dame dämmert, was da im Gange ist und dass sie selbst eine tragende Rolle in diesem verschlagenen Ganovenstück innehat, scheint ihr Schicksal besiegelt. Mrs. Wilberforce muss beseitigt werden, aber keiner der Herren reißt sich gerade darum, die unerschütterliche wie reizende Lady um die Ecke zu bringen ...

Als derber Kracher des Makabren mit geschickt gestrickter Dramaturgie ist Ladykillers auch nach über einem halben Jahrhundert noch immer eine sehenswerte, deftige Gangsterkomödie mit einer schelmischen Moral, die geradezu zeitlos anmutet. Das in einschlägigen Filmen viel zitierte Motiv des zweckentfremdeten Geigenkastens findet hier einen berühmten Höhepunkt, und der Geist so mancher witziger Wendung hat seine Spuren auch noch in nachfolgenden Filmen der Darsteller hinterlassen, vor allem bei Peter Sellers, der 1963 zum ersten Mal als Inspector Clouseau in Der rosarote Panther / The Pink Panther erschien. Der altmodische Charme der Inszenierung gemahnt daran, dass eine gute Geschichte ihren Figuren ausreichend Raum zur Entfaltung gibt, was in Zeiten von aktionsüberladenen Komödien manchmal allzu sehr in den Hintergrund gerät.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/ladykillers-1955