Shifty

britspotting-Hightlight: Unterwegs im Drogenmilieu

Man kann einerseits einen 200-Millionen-Dollar-Film drehen und darin die Geschichte vom Weltuntergang erzählen und ein opulentes Leinwandspektakel inszenieren. Das ist der Fall von Roland Emmerichs 2012, der aktuell im deutschen Kino läuft. Aber man kann auch einen 100.000-Euro-Film drehen und darin eine kleine, feine Geschichte um die Freundschaft zweier Männer in Schwierigkeiten erzählen. Das ist der Fall von Eran Creevys Debütfilm Shifty, der auf dem britspotting-Filmfestival gezeigt wird. Wo der eine mit Spezialeffekten den Größenwahnsinn im Kino heraufbeschwört, vermag der andere mit einfachen dramaturgischen Mitteln einen Mikrokosmos in seiner bitteren Realität brillant zu beleuchten.
Auch in Shifty herrscht Weltuntergangsstimmung, wenn auch auf einem anderen Level. Es geht um den pakistanischen Drogendealer Shifty (Riz Ahmed), der über beide Ohren tief im Schlamassel steckt. Doch zunächst scheint die Welt noch in Ordnung. Shifty lebt mit seinem älteren Bruder Rez (Nitin Ganatra) in einer Kleinstadt, in der er an Rentner, Familienväter und Pseudo-Intellektuelle seine Drogen vertickt. Eines Tages steht sein alter Kumpel Chris (Daniel Mays) vor der Tür, den er länger nicht gesehen hat und den er mit auf seine Dealertour nimmt. Auch Chris hatte einst mit Drogen zu tun, solange bis ein befreundetes Mädchen an Extasy-Pillen starb und er daraufhin wortlos die Stadt gen Manchester verlassen und dort ein neues Leben angefangen hat. Ein Vorfall aus der Vergangenheit, der bis heute noch zwischen den beiden Jungs steht.

Mit Drogen hat Chris längst nichts mehr am Hut. In Manchester führt er ein ordentliches Leben, arbeitet als Arbeitsvermittler und zahlt monatlich Raten für seine Eigentumswohnung ab. Shifty hingegen will sein Leben nicht ändern, schließlich verdient er 3000 Pfund pro Woche und führt auch sonst ein relaxtes Leben. Und obwohl die beiden ein unterschiedliches Leben führen, verstehen sie sich noch so gut wie in alten Zeiten. Doch als Chris seinen Drogen dealenden Freund einen Tag begleitet, fällt ihm nicht nur einmal vor Entsetzen die Kinnlade herunter. Da sind die toten Katzen bei der Crack-Raucherin. Da ist die Polizei, die ihnen auf den Fersen ist. Und da ist Trevor (Jay Simpson), der arbeitslose und drogensüchtige Familienvater, der mehr Stoff von Shifty will, aber kein Geld bezahlen kann. Aus Verzweiflung überfällt er Shifty und klaut den Stoff und das Geld.

Der Überfall setzt eine ganze Reihe von Ereignissen in Gang: Shifty bekommt Ärger mit seinem Boss, verpatzt eine Date mit seinen Eltern und wird von seinem Bruder vor die Tür gesetzt, der zu allem Ärger weitere Drogen in seinem Haus findet und die im Klo herunter spült. Es sieht nicht gut aus für Shifty. Doch zum Glück hat er Chris an seiner Seite, der ihm aus der Patsche helfen wird.

Shifty, der in der fiktiven Kleinstadt Dudlow spielt, basiert auf den Jugenderinnerungen des 32-jährigen Regisseurs Eran Creevy, der in Harlow/Essx aufgewachsen ist. Die Straßen und das Milieu, das er uns vor Augen führt, kennt er gut genug, um einen realistischen Film darüber zu drehen. Wie Chris im Film ist auch Creevy einmal nach längerer Zeit zurück in seine Heimatstadt gekommen. Was er da erlebt hat, war nicht angenehm: Einer seiner früheren Kumpels wurde zu Tode geprügelt, ein anderer hat schwere Verletzungen nach einem Brandanschlag auf sein Haus davon getragen. Ziemlich starker Tobak. Kein Wunder, das Shifty ein relativ düsteres, bitteres Sozialdrama geworden ist. Doch es ist einer dieser Filme, der einen Ausweg daraus zeigt und am Ende Hoffnung aufkeimen lässt. Unbedingt ansehen! Fans des britischen Films werden begeistert sein.

(Katrin Knauth)

Shifty wird während des britspotting-Festivals gezeigt und ist an folgenden Tagen zu sehen:

13. November 2009, 22:15 Uhr, Kino Babylon
16. November 2009, 20:00 Uhr, Kino Babylon

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/shifty