Contact High

Psychedelic Road Movie Western

Eine Filmkritik von André Uhl

Österreich legt vor und produziert einen erfolgreichen Film nach dem anderen. Man denke an den oscarnominierten Revanche oder den Berlinale-Liebling Der Knochenmann. Und nun kommt nochmals Nachschlag: Michael Glawogger (Slumming, Working Manʻs Death) hat eine Komödie gedreht und nennt diese einen "Psychodelic Road Movie Western".
In Contact High geht es um die irrsinnige Welt der Drogen - um diejenigen, die sie konsumieren, um diejenigen, die Geld mit ihnen verdienen und um diejenigen, die sich davon nichts ahnend die Hände schmutzig machen - wie zum Beispiel die Imbissbudenbesitzer Max (Michael Ostrowski) und Johann (Raimund Wallisch), die für den Ganoven Carlos (Jeremy Strong) eine geheimnisvolle Tasche vom polnischen Drogomysl nach Wien schmuggeln sollen und sich dafür auf einen im wahrsten Sinne bewusstseinserweiternden Trip begeben. On the road stürzen sie sich von einem Rauschzustand in den nächsten und begegnen dabei allerhand merkwürdiger Gestalten, die sie in noch merkwürdigere Situationen verwickeln. Ihre Aufgabe meistern sie daher eher schlecht als recht, doch selbstverständlich ergeben sich gerade daraus die komischsten Geschichten.

"Jetzt gehtʻs los mit dem Psychomist!" - brüllt Max und schmeißt sich eine Pille ein. Doch so sehr die Story zwei Kinostunden voller Kinderstreiche und billiger Witze befürchten lässt - der Film hat dennoch Substanz. Denn Glawogger versetzt seine Zuschauer selbst in einen Rauschzustand und zieht dafür sämtliche Register der Filmgestaltung. So ist die Welt in Contact High eine Collage des schlechten Geschmacks aus Schmetterlingstapeten, Glitzerkissenbezügen, Hundemotivdecken und Plastikblumen. Definitiv ist diese mise-en-scène der Polster und Tapete gewordene Drogentrip - ein wahrhaft psychedelisches Erlebnis.

So trashig wie die Ausstattung sind auch die Figuren - Max und Johann, die Möchtegerncowboys, die den Imbiss "Wurst und Durst" betreiben, Harry (Detlev Buck), der hinterhältige Schwule mit Rose im Knopfloch oder Schorsch (Georg Friedrich), der strohdumme Schwerstkriminelle mit weißen Zottelhaaren. Zunehmend wird die filmische Welt zum Spiegel des inneren Selbst: Vögel fliegen von der Tapete und Menschen mutieren zu Hunden und Schweinen. Der Zuschauer muss (oder darf) dadurch die verzerrte Wahrnehmung der Figuren nachvollziehen, bis letztendlich die Welt ganz und gar Kopf steht und man schillernd und glitzernd durch Raum und Zeit fliegt.

Contact High ist eine Reise in die "fabelhafte Welt" der Drogen, doch innerhalb dieser bildgewordenen Kinderfantasien finden wir keine romantisch autistische Französin namens Amélie, sondern dumpfbackige Trash-Cowboys mit österreichischem Akzent, die auf sehr lustige Weise die filmeigene Poetik zu erden wissen. Da das Drehbuch zumeist leider doch sehr drogenkomödienkonventionell ausgefallen ist, liegt in der Eigenwilligkeit der Bildsprache auch die wahre Komik des Films - beinahe beiläufig gibt sie der Story eine originelle Grundlage. Eine solch charmante Verspieltheit führt jedoch auch dazu, dass die Drogentrips, die in Contact High erlebt werden, ziemlich uncool sind - die Konsumenten nichts weiter als Witzfiguren, die Rauscherfahrungen Bühne für komische Situationen.

Natürlich könnten Freunde des anspruchsvollen Films daran kritisieren, dass all dies viel zu pubertär, viel zu lieb und nett ist, um wirklich unterhalten zu können. Und doch muss man Glawoggers Komödie ob ihrer schrägen Originalität einfach gern haben. Im Vergleich zu seinen ernsten Filmen ist Contact High zwar ein kurzweiliger Spaß, aber dafür ein großer.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/contact-high