Salami Aleikum

Ein bestrickender Clash der Kulturen

Eine Filmkritik von Paul Collmar

Der Deutsch-Iraner Mohsen Taheri (Navid Akhavan) ist trotz seiner Herkunft ein echtes Sensibelchen. Obwohl er in der väterliche Metzgerei in Köln schuftet, kann er eigentlich kein Blut sehen und ist deshalb in den Augen seines Vaters (Michael Niavarani) ein ziemlicher Versager. Und selbst sein eigentliches Talent ist nicht gerade dazu angetan, seinen Vater mit ihm zu versöhnen: Mohsen strickt leidenschaftlich gerne – wie unmännlich. Kein Wunder also, dass der junge Mann Ende Zwanzig sich lieber in seinen Tagträumereien verliert.
Als seinem Vater jedoch wegen der illegalen Resteentsorgung der Schlachtabfälle in den Mülltonnen der Nachbarn die Lizenz entzogen wird, ist Mohsen von einem Tag auf den anderen in der Pflicht: Wenn er sich nicht endlich zusammenreißt, verliert die Familie die Metzgerei und damit die Lebensgrundlage. Zum Glück bietet sich ihm unverhofft eine Chance, wie er sich des Dilemmas entledigen kann. Doch auf dem Weg nach Polen, wo Mohsen eine Ladung Schafe übernehmen und nach Deutschland transportieren sollte, landet er mit seinem defekten Transporter ausgerechnet in dem kleinen ostdeutschen Kaff Oberniederwalde, wo man allen Ausländern nicht gerade wohl gesonnen ist. Auf der Suche nach einer Werkstatt begegnet er Ana (Anna Böger), einer hünenhaften Ex-Kugelstoßerin, und verliebt sich prompt in die blonde Teutonin. Die ist mindestens so sensibel wie er, weshalb Mohsen auch gleich ein Problem mehr hat: Wie soll er der Angebeteten, einer tierlieben Vegetarierin, beibringen, dass er ausgerechnet (wenn auch widerwillig) Metzger ist?

In seiner Not gibt sich der Deutsch-Iraner als Textilfachmann aus – und landet damit in der nächsten Zwickmühle. Denn von nun an halten ihn alle in Oberniederwalde für einen Investor, der die einstmals stolze VEB "Textile Freude" wieder auf die Beine bringen will. Das sichert ihm die Zuneigung der Einwohner. Und schließlich gelingt es ihm sogar, das Herz der blonden Riesin zu erobern. Doch als Mohsens Eltern plötzlich vor der Tür stehen, droht das Lügengeflecht endgültig aufzufliegen...

Turbulent, mit viel Witz, etlichen Wendungen und reichlich Lust an Klischees, die auf sehr ironische Weise gegeneinander prallen, hat der Regisseur Ali Samadi Ahadi seine Culture-Clash-Komödie inszeniert. Und überrascht nach seinem bewegenden, preisgekrönten Dokumentarfilm Lost Children nun mit diesem sehr skurrilen Spielfilm, den so wohl kaum jemand von ihm erwartet hätte.

Zwar ahnt man als Zuschauer sehr schnell, wohin die filmische Reise führt, wirkliche Hindernisse auf dem Weg zur großen Liebe und zum Happy End gibt es in Salami Aleikum kaum. Doch es ist vor allem die Mischung aus Sozialkomödie, Märchenfilm, Animationssequenzen und orientalischer Spiel- und Farbenfreude, die aus diesem Film ein sehr kurzweiliges und mitunter sehr treffendes Vergnügen macht. Und einen echten kleinen Geheimtipp, der zeigt, dass Integration und Verständigung zwischen den Kulturen manchmal auch ein ganz leichtes und sehr heiteres Thema sein kann. Wenn man sich selbst und seinen Gegenüber nicht allzu ernst nimmt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/salami-aleikum