Tears of April - Die Unbeugsame

Rot gegen Weiß - Eine finnische Kriegsschmonzette

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Finnland im April 1918: Kurz nach der Unabhängigkeit von Russland tobt zwischen den konservativen "weißen" Truppen unter dem Oberbefehl von Carl Gustaf Emil Mannerheim und der "roten" Arbeiterbewegung ein erbittert geführter Bürgerkrieg um die Vorherrschaft. Als die vom Deutschen Reich unterstützten bürgerlichen Truppen schließlich die Oberhand gewinnen, haben vor allem die zahlreichen Frauen in den Reihen der "Roten" unter den Siegern zu leiden – es kommt zu Vergewaltigungen und zahlreichen Exekutionen. Basierend auf dem in Finnland sehr erfolgreichen Roman Die Unbeugsame von Leena Lander erzählt der finnische Regisseur Aku Louhimies in seinem Film Tears of April - Die Unbeugsame von der unmöglichen Liebe zwischen der Rotgardistin Miina und dem Weißgardisten Aaro.
Miina Malin (Pihla Viitala) ist eine schöne junge Frau, die in einem der Frauenbataillone der "Roten" kämpft. Doch längst hat sich das Glück den "weißen" Truppen zugeneigt, nach dem Arbeiteraufstand im Januar sind die Konservativen überall in Finnland auf dem Vormarsch und schlagen den Aufstand der Arbeiter mit großer Brutalität nieder. Wie etliche ihrer Kampfgefährtinnen gerät auch Miina in Gefangenschaft, muss mehrfache Vergewaltigungen und Gewaltmärsche über sich ergehen lassen, um schließlich exekutiert zu werden. Wie durch ein Wunder gelingt es Miina zu überleben. Der Weißgardist Aaro Harjula (Samuli Vauramo), der die Todgeglaubte findet, erweist sich anders als seine ständig saufenden Kumpane als ein Mann, der noch an die Prinzipien der Rechtmäßigkeit und Gerechtigkeit glaubt. Er verhindert, dass Miina sofort getötet wird und verlangt, sie vor ein ordentliches Gericht zu stellen – ein klarer Affront gegen die übliche Praxis, die Roten einfach über den Haufen zu schießen.

Auf dem Weg zu dem Standgericht stranden die beiden auf einer Insel, wo sie sich langsam näher kommen. Als sie endlich bei dem Standrichter Hallenberg (Eero Aho) ankommen, von dem sich Aaro Gerechtigkeit erhoffte, erweist dieser sich als selbstverliebtes und zynisches Ekelpaket; aus dem einstmals kultivierten Mann und Schriftsteller ist ein Monstrum geworden, der überdies ein Auge auf Aaro geworfen hat. Als Miina Aaro angesichts ihres bevorstehenden und anscheinend unausweichlichen Schicksals um einen letzten Gefallen bittet, steht dieser vor der Entscheidung, ob er weiterhin seinen Prinzipien folgt oder ob er auf sein Herz hört...

Mit deutlich spür- und sichtbarem Willen zum großen menschlichen Drama hat Aku Louhiemis die Geschichte aus einem bis heute weitgehend verdrängten dunklen Kapitel der finnischen Geschichte inszeniert. Es geht um verdrängte Liebe, Menschlichkeit in einer unmenschlich gewordenen Welt, um Ideale und darum, was aus diesen wird, wenn die Welt ringsherum im Chaos versinkt. Immer wieder bemüht sich die Kamera, epische Bilder zu finden, die – von schwelgerischer Musik untermalt – die großen Gefühle unterstützen und verstärken sollen, die der Film verhandelt.

Dabei überschreitet Louhiemis aber einige Male die Grenze zum hohlen Pathos, zumal seine Figuren genau jene Tiefen vermissen lassen, die die Kamera und Inszenierung behaupten. Wie Miina, Aaro und der ebenso kultivierte wie sarkastisch-grausame Richter Hallenberg zu dem wurden, was sie sind, darauf gibt der Film keine Antwort. Und scheitert damit als Aufarbeitung des finnischen Bürgerkriegs, der hier nur die Kulisse bildet für eine platte Romanze mit viel Herz, noch mehr Schmerz. und ein bisschen edel aufgemotztem Sex.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/tears-of-april-die-unbeugsame