Wenn Liebe so einfach wäre

Neues von der RomCom-Queen

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Glücklich, wer solche Sorgen hat: Seit zehn Jahren ist Jane Adler (Meryl Streep), die erfolgreiche Besitzerin eines Ladens für exklusive Naschereien, bereits von ihrem Ex-Mann Jake (Alec Baldwin) geschieden. Jake hatte sich einst wegen der jüngeren Agness (Lake Bell) von seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern getrennt, heute sind die Wunden aber weitgehend verheilt, man kann einander sogar auf Partys begegnen, ohne dass dies allzu unangenehme Gefühle hinterließe. Zudem tritt mit dem hinreißend schüchternen Architekten Adam (Steve Martin) ein neuer Mann ins Janes Leben, der ihr nicht nur alle architektonischen Wünsche von den Augen abliest. Doch dann, bei der Examensfeier des gemeinsamen Sohnes und etlichen Flaschen Wein landen Jane und Jake in New York miteinander im Bett – und beginnen heimlich eine Affäre miteinander. Doch wie sagen wir’s unseren Kindern? Und ist es wirklich möglich, dass nach zehn Jahren der Trennung die alte Liebe neu entflammt oder ist das alles nur ein Strohfeuer und der Reiz des Vertrauten? Bald schon sind sich beide ihre Gefühle nicht mehr sicher und haben alle Hände voll zu tun, die komplizierte Affäre vor den eigenen Kindern, der neuen Ehefrau Jakes und Adam zu verbergen...
An welche Zielgruppe sich Nancy Meyers mit ihrem neuen Film Wenn Liebe so einfach wäre richtet, daran besteht kein Zweifel: Es sind vor allem Frauen um die Fünfzig oder aufwärts, wenn Jane mit ihren Freundinnen bei Salat und Wein abends zusammensitzt und plaudert, fühlt man sich bisweilen an die Damenrunde aus Sex and the City erinnert – allerdings 20 Jahre später. Natürlich geht es um die Männer und auch (in homöopathischen Dosen) um Sex, doch man hat den Eindruck, das alles hat längst nicht mehr die Wichtigkeit wie in früheren Jahren. Weil all diese Frauen ihre Erfahrungen gemacht haben mit den Männern, weil sie sich arrangiert haben mit dem Tod oder der Scheidung und weil sie es als Vertreterinnen der privilegierten oberen Mittelschicht gelernt haben, auch ohne Mann an ihrer Seite das Leben zu genießen. Und sollte "Mr. Right" doch zufällig noch um die Ecke biegen, sorgt das im Normalfall nicht mehr für Krisen und Zusammenbrüche wie früher. Vielleicht ist es ja auch dieser Eindruck, diese Haltung, die Janes Liebeswirren nicht immer glaubwürdig erscheinen lässt. Weil wir wissen, dass diese Frau eigentlich nichts mehr erschüttern kann. Hand aufs Herz: Wir beneiden sie zutiefst um diese Gelassenheit. Und um ihre Fähigkeit, trotzdem noch ihren Impulsen und Emotionen zu folgen.

Weil die Liebe jenseits der Fünfzig nach den Klischees von Nancy Meyers vor allem durch den Magen geht, dreht sich hier vieles nicht mehr um Sex, sondern vor allem ums Essen und ums Trinken. "Essen ist der Sex des Alters", behauptet ein rotzfreches Bonmot und Wenn die Liebe einfach wäre scheint dieses wohlfeile Klischee zu bestätigen. Wenn Jake sich nach etlichen Jahren wieder im Kreis seiner ehemaligen Familie befindet, lobt er zuerst Janes Kochkünste. Auch sonst stopft sich der angegraute und etwas aus dem Leim gegangene Alec Baldwin über die gesamte Laufzeit des Films ständig mit allerlei Leckereien voll – gerade so, als wolle die Regisseurin damit erklären, warum der Beau von einst heute eher einem tapsigen Kuschelbär als einem Sexsymbol gleicht. Jakes Gegenspieler, der ebenfalls geschiedene Architekt Adam (Steve Martin), der Janes entzückendes Anwesen mit einem Anbau versehen soll und der sich während der Planungsphase in die Bauherrin verguckt, bleibt über weite Strecken des Films ziemlich blass und wirkt mit seiner reduzierten Mimik wie eine mehrfach geliftete Maske, der der wohlmeinende Schönheitschirurg jegliches allzu wilde Grimassieren strikt untersagt hat. Erst wenn Jane und Adam während einer Party vollgekifft albern herumkichern, ist Martins komödiantisches Talent spürbar und sorgt für einen der wenigen echten Lacher in dieser weichgespülten Romantic Comedy, die man sich in einem anderen Setting und mit einer anderen Besetzung ebenso gut im deutschen Privatfernsehen als "Fernsehfilm der Woche" vorstellen könnte. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Verwicklungen in diesem Film einem nur allzu bekannt vorkommen und sich alles trotz der Beteuerung, wie kompliziert die Verstrickungen doch seien, am Ende alles in Wohlgefallen auflöst.

Gediegen ausgestattet und solide inszeniert, ist Wenn Liebe so einfach wäre vor allem etwas für alle Fans von Nancy Meyers – auch wenn andere Werke der "Queen of RomCom" (Was das Herz begehrt, Was Frauen wollen, Liebe braucht keine Ferien) den Nerv der Zeit besser treffen als dieses dann doch recht vorhersehbare Film. Und nicht zuletzt eignet sich der Film für all jene, die sich an schönen Dekors wie aus einer Zeitschrift für gediegenen Landhausstil, Bilderbuchproblemen und vertrauten Handlungsverläufen ohne allzu großen Anspruch erfreuen können. Wer es dann doch ein wenig überraschender und klischeefreier mag, der ist mit Sicherheit in anderen Filmen besser aufgehoben. Unterhaltungskino der leichten Sorte für die "Generation 50Plus".

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/wenn-liebe-so-einfach-waere