13 Semester

Zwischen Lerngruppen, Liebeskummer und Leistungsscheinen

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Bachelor- und Masterstudiengänge revolutionieren zur Zeit die Uni-Landschaft. Das muss aber nicht bedeuten, dass dabei der Spaß auf der Strecke bleibt. Frieder Wittich hat eine Studentenkomödie produziert, die kein Auge trocken lässt und dennoch nicht in eine Farce ausartet. Dabei werden die Startschwierigkeiten der Erstsemester genau so thematisiert, wie WG-Zoff, rauschende Feste, Prüfungsstress und Liebesnöte. Ein ganz normales Studentenleben also?!
13 Semester ist eine Komödie über die akademische Elite von morgen (oder wahlweise angehende Taxifahrer), die äußerst authentisch herüberkommt. Jenseits der Vorstellung, dass alle Studis nur Party machen und lerntechnisch eine ruhige Kugel schieben, räumt der Film dahingehend mit einigen Vorurteilen auf. Er zeigt zwar, dass Partys sehr wohl zum Studentenleben dazu gehören, aber eben auch Selbstzweifel, Notendruck und bisweilen unerträgliche Studienbedingungen. Massenunis von heute erschweren ebenso den schnellen Einstieg in ein neues soziales Netzwerk, wie sie auch das Lernen im Allgemeinen zur fast unüberwindlichen Barrikade werden lassen. Aber "Momo" (Max Riemelt), der eigentlich lieber Moritz genannt werden will, hat viele pfiffige Tricks, um sich dennoch nicht unterkriegen zu lassen (auch wenn die nicht immer funktionieren wollen). Sein bester Kumpel Dirk (Robert Gwisdek) ist im Gegensatz zu ihm viel zielstrebiger und schmeißt ihn dann auch konsequenterweise aus der Lerngruppe raus, denn Moritz ist mit seiner Lernblockade der berühmte Klotz am Bein. Das führt wiederum zu einer anderen, sehr ungewöhnlichen Arbeitsgemeinschaft, denn Moritz hängt sich an den fleißigen aber langweiligen Aswin (Amit Shah), der sich im Nachhinein aber dann doch als ganz amüsant herausstellt, und somit ist eine neue Männerfreundschaft geboren. Mit seinem Mitbewohner Bernd (Alexander Fehling) hat Moritz allerdings nicht ganz so viel Glück, und es wird noch einige Semester dauern, bis aus der Zwangsgemeinschaft ebenfalls eine Freundschaft wird. Und dann sind da auch noch die Frauen, bei denen der tollpatschige Moritz keine großen Chancen hat. Seine Auserwählte heißt Kerstin (Claudia Eisinger), aber die haben noch ganz andere Kommilitonen im Auge, so dass auch hier für Moritz kaum Land in Sicht ist.

13 Semester ist urkomisch, ohne dabei ins Absurde abzudriften, trifft den Zeitgeist dank der temporeichen Inszenierung, und zeigt den Protagonisten Momo alias Moritz mit all den Zweifeln und Glücksmomenten, die so ein Studentenleben eben mit sich bringt. Am spektakulärsten ist Moritz' Auslandssemester in Australien umgesetzt, das nur mittels Fotocollagen, schnellen Schnittfolgen und temporeicher Musik untermalt ist, und dadurch einem MTV-Clip ähnelt. Zudem erhält sein Leben in Down Under - je nachdem, wem er es erzählt – immer neue Nuancen und Facetten. Vor seinem Mitbewohner stellt er sich beispielsweise als Frauenheld dar, während er seinem Professor den braven und fleißigen Studenten vermittelt – Erinnerung ist eben subjektiv. Es gibt viele innovative und witzige Ideen in 13 Semester. Sei es gleich zu Beginn die Autofahrt vom Heimatdorf in die Unistadt Darmstadt, die bereits nach fünf Kilometern ein jähes Ende findet, der Sprung vom Zehnmeterbrett, der für Momo in einem Korsett endet (verdeutlicht durch eine rot markierte Röntgenaufnahme), oder eine Verfolgungsjagd per Liegerad – eines der wohl absurdesten Fortbewegungsmittel auf unseren Straßen. Der Zuschauer kommt bei dieser Komödie mehr als auf seine Kosten, erfährt die eigene Studienzeit noch einmal durch die Erlebnisse der Figuren Momo und Konsorten und wird das Gefühl nicht los, dass das damals doch alles irgendwie genau so war...

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/13-semester