Paranormal Activity

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Die Parameter sind hinlänglich durchgekaut, sollen aber zur Vollständigkeit noch einmal erwähnt werden: Mit einem bescheidenen Budget von 15.000 Dollar drehte Regisseur Oren Peri einen der rentabelsten Filme überhaupt. Mit einem beinahe Einspiel von 200 Millionen US-Dollar, lief er sogar dem Blair Witch Project den Rang ab, das mit einem ähnlichen Budget 160 Millionen einbrachte. Und das stand zweifellos Pate bei Paranormal Activity. Mit einem Schlag war Peri plötzlich der am heißesten gehandelte Mensch der Filmbranche. Gerade sitzt er an seiner ersten Studioproduktion (irgendwas mit Aliens und Area 51) und produziert die Fortsetzung seines Erfolgsfilm. Und was macht Paranormal Activity jetzt so gut? Oder ist der Film denn überhaupt gut? Ja, ist er. Mit einfachsten Mitteln wird Spannung und Unwohlsein hervorgerufen. Das schafft zwar auch ein Bohneneintopf, doch kann der auch Angst und Gänsehaut hervorrufen?
Micah (Micah Sloat) und Katie (Katie Featherston) leben ein glückliches Pärchenleben im Reihenhäuschen, als immer wieder unheimliche Vorkommnisse die nächtliche Ruhe stören. Um herauszufinden, was in der Wohnung komische Geräusche und die Beklemmungen Katies verursacht, legt sich Micah eine Kamera zu. Die soll nun die Nächte aufzeichnen. Und tatsächlich bewegt sich in der tiefsten Nacht grundlos die Schlafzimmertür, sind unheimliche Geräusche zu hören. Ein hinzugezogener Parapsychologe (Mark Fredrichs) kann auch nichts weiter tun, als an einen Kollegen zu verweisen – und zu erläutern, das es sich um einen Dämon handeln muss, der Katie seit ihrer Kindheit verfolgt. Als Micah gegen den dringlichen Rat des Parapsychologen versucht, mit dem "Gast" in Kontakt zu treten, eskalieren die Ereignisse. Aber wohin fliehen, wenn es kein Entrinnen gibt?

Der Legende nach war es kein Geringerer als Steven Spielberg (Der weiße Hai, Krieg der Welten), der Paranormal Activity den Weg zur großen Kinoauswertung ebnete. Angeblich konnte sich Spielberg den Film nicht mal zu Ende ansehen, so viel Angst bekam er. Nach einer Reihe von Festivals, kam Paranormal Activity (nach einigen Änderungen und Nachdrehs) in den Verleih. Glücklicherweise wurden Pläne für eine Neuverfilmung schnell wieder aufgegeben. Der Rest ist Kinogeschichte.

Im Grunde ist die Schlichtheit der Geschichte das Entscheidende. Die (meist) authentischen Darsteller, die übrigens gar kein Berufsleben zu haben scheinen, das Spielen mit der Phantasie des Zuschauers (man starrt eine gefühlte Ewigkeit in die dunklen Ecken und Winkel, die die Kamera nachts aufnimmt) und der Eingriff in die Privatsphäre eines ganz gewöhnlichen Paares. Gemächlich wird die Spannungsschraube angedreht, Kleinigkeit erhalten immer schwerere Bedeutungen zugesprochen und die "Tricks" sind schlicht, aber um so effektiver. Wer Paranormal Activity nicht im Kino gesehen hat, sollte den ganzen Hype, der um den Film gemacht wurde, vergessen und sich auf 80 Minuten pure Spannung einlassen. Das Ende ist zwar Geschmackssache (für den Rezensenten einer der wenigen Makel), doch dafür gibt es auf der DVD als (einzigen) Bonus ein alternatives (aber auch nicht sehr befriedigendes) Ende. Auf Wikipedia lässt sich übrigens nachlesen, wie das Originalende gedacht war – klingt sehr vielversprechend.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/paranormal-activity