Triff die Elisabeths!

Karibische Klänge im Schnee

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Der Vollchaot und liebenswerte Spinner Jean-Gabriel verspricht seiner Familie einen Skiurlaub, obwohl er gerade sein letztes Geld verzockt hat und den Aushilfsjob losgeworden ist. Dass seine Frau daran verzweifelt, ist nicht verwunderlich, aber sie hat nicht mit dem Erfindungsreichtum ihres Mannes gerechnet, der alles daran setzt, seinen drei Kids ein unvergessliches Schneeabenteuer zu bieten. Aber ob die Besucher und Einwohner des idyllischen Wintersportortes die turbulente Familie mit karibischen Wurzeln auch so gerne auf ihren Loipen und Pisten sehen?
Während Jean-Gabriels (Lucien Jean-Baptiste) Vorbereitungen für den Urlaub auf Hochtouren laufen, hat seine Frau Suzy (Anne Consigny) längst beschlossen, ihn mit den Kindern alleine fahren zu lassen, da sie eine erneute Katastrophe befürchtet. Stattdessen plant J-G kurzerhand seine Mutter Bonne Maman (Firmine Richard) mit ein, aber die nimmt seine Einladung zum Urlaub wortwörtlich und wird keinen Finger im Haushalt rühren, denn schließlich habe sie ihn jahrelang bedient, und er könne sich nun endlich einmal bei ihr revanchieren. Ihre Vermieter, das ältere Ehepaar Morgeot, begegnen offensichtlich das erste Mal in ihrem Leben schwarzen Menschen, und vor allem die Frau ist nervös und angespannt, denn die Fremden machen ihr Angst, und zudem sitzen bei ihr die Vorurteile felsenfest. Bald schon stellt die Familie Elisabeth den idyllischen Skiort auf den Kopf, J-G geht seiner Leidenschaft für Pferdewetten weiter nach und ist dabei genau so erfolglos wie in Paris und Bonne Maman fühlt sich nun doch noch bemüßigt, wenigstens für das leibliche Wohl der Familie zu sorgen, da die Kochkünste ihres Sohnes den Gaumen all zu sehr beleidigen. Derweil mausert sich der Jüngste der Familie Ludo (Ludovic Francois) zu einem wahren Skiwunder und er freundet sich mit dem Vermieter an, seine Schwester Manon (Loreyna Colombo) nimmt an einem Gesangswettbewerb teil und der Teenager Yann (Jimmy Woha-Woha) verliebt sich unsterblich in eine Pistenschönheit. Ob dieser Urlaub tatsächlich ein unvergessliches Erlebnis für die Elisabeths wird, die andersfarbigen Menschen des kleinen Wintersportortes ihre Vorurteile doch noch überwinden und J-Gs Frau zu ihm zurückkommt?

Herrlich, wie hier mit Vorurteilen hantiert wird, Klischees kolportiert werden und der allgegenwärtige Rassismus in Ironie verpackt wird. Lucien Jean-Baptiste, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in Einem, hat damit eine absolut sehenswerte Winterkomödie gedreht, die zwar in einigen Szenen den Humor überreizt, aber alles in allem wurde hier ein gesellschaftspolitisch brisantes Thema in einer witzigen Geschichte verpackt, die vielleicht mehr zum Nachdenken anregt, als es ein tiefsinniges Drama geschafft hätte. Vor allem die Figur der Bonne Maman lädt zum ständigen Lachen ein, denn Firmine Richard ist eine unglaubliche Komödiantin, die allein durch ihre Mimik Großartiges bewerkstelligt. Auch ihre missbilligenden Schnalzgeräusche zu den chaotischen Handlungen ihres Sohnes, die sich als Running Gag durch den Film ziehen, tragen verstärkt dazu bei, um die Lachmuskeln des Zuschauers unaufhörlich in Bewegung zu versetzen. Dabei ist die amüsante Geschichte der Elisabeths durchaus autobiografisch geprägt, denn Lucien Jean-Baptiste, dessen Wurzeln auf Martinique liegen, verbrachte in seiner Jugend einen ähnlichen Skiurlaub. Ob der damals aber ebenso so humorvoll ablief, darf bezweifelt werden.

Triff die Elisabeths! erhielt den Publikumspreis und Preis der Jury beim Festival des komischen Films, Alpe d'Huez und den Publikumspreis beim Filmfest Hamburg 2009.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/triff-die-elisabeths