Midsummer Madness

Klamauk statt Komödie

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Wenn Midsummer Madness in den deutschen Kinos startet, dann ist Mittsommer in Lettland längst vorbei. Als Johannesfest wird "Jani" traditionell am längsten Tag bzw. in der kürzesten Nacht des Jahres vom 23. Juni zum 24. Juni gefeiert. Ganz Lettland steht Kopf und die Letten machen lauter verrückte Sachen. Daraus könnte man eine anspielungsreiche Komödie drehen oder eine langweilige Klamotte, die wirklich keinen Kalauer und kein Klischee auslässt. Leider ist letzteres der Fall in Alexander Hahns so genannter romantischer Komödie.
Der ganze Schlamassel beginnt am Rigaer Flughafen: Curt (Orlando Wells) ist aus den USA angereist, um seine Halbschwester Maia zu finden. Das erste Mal in Lettland versteht er weder Land noch Sprache oder gar Leute und erst recht nicht den Trubel um das Johannesfest drum herum. Gut, dass es den Taxifahrer Oskars (Gundars Abolins) gibt, der ihn nicht nur in seinem schicken Schlitten herum kutschiert, sondern auch über sein Land aufklärt. Curt ist der Klischee-Ami schlechthin: ignorant und aggressiv, ein unangenehmer Typ, der alles besser weiß. Jedenfalls verbringt er mit Oskars die kürzeste Nacht des Jahres im Taxi, bei Maias vermeintlicher Mutter, bei Oskars Familie, wo er übers Feuer springt, Feuer fängt und schließlich im Krankenhaus bei Maia, der Krankenschwester (Birgit Minichmayr) landet.

Das ist zunächst eine Episode. Nebenher erzählt der Film noch vier weitere Begebenheiten, die sich in selbiger Nacht zutragen, nicht wirklich etwas miteinander zu tun haben, aber gezwungenermaßen alle an einem Ort enden: dem Krankenhaus. Da ist die Episode mit dem französischen Pärchen Livia (Maria de Medeiros) und Toni (Dominique Pinon) und dem Leichenbestatter Peteris (Tobias Moretti). Livia möchte ihren Mann (in der Urne) in Litauen begraben, nur ist sie dummerweise im falschen Land gelandet. Kann passieren. Außerdem in Riga unterwegs sind eine Feuerwehrmannschaft aus Liverpool, eine sexbesessene Flugbegleiterin mit ihrem japanisch-chinesischen Freund und der zwielichtige Russe Leonid (Jevgenij Sitochin), der zwei Geschäftspartnern mit gutem Essen, reichlich Wodka und hübschen Frauen einen Aal-Deal unterjubeln will.

Das mag im ersten Moment unterhaltsam klingen, ist aber gähnend langweilig und keine Spur lustig. Nicht ein einziges Mal hat irgendjemand während der Pressevorführung gelacht. Es ist schon bemerkenswert, wie ein Regisseur in einem Film gleich mehrere gute Schauspieler in einer belanglosen Klamotte ohne guten Grund verheizen kann. Die Ausnahmeschauspielerin Birgit Minichmayr (Alle Anderen), Dominique Pinon (Delicatessen) und Detlev Buck (Herr Lehmann) geben sich für Rollen her, für die sie leider eigentlich viel zu schade sind.

Alexander Hahn, der selbst aus Lettland stammt und mit zehn Jahren nach Österreich ausgewandert ist, wollte mit dem Film Lettland einem internationalen Publikum näher bringen und das vor allem aus der Sicht der ausländischen Besucher. Doch wissen wir jetzt wirklich mehr über den Staat im Baltikum? Klar, die Männernamen bekommen ein "s" an ihren Namen gehängt und zur Mittsommernacht springt man über ein Feuer und flechtet Kränze. Und irgendwie scheinen sie da alle etwas verrückt zu sein. Immerhin haben gleich drei Länder zur Finanzierung beigetragen. Neben Lettland haben auch Österreich und Großbritannien Geld gegeben, die sich wiederum in dem österreichischen Geschäftsmann und der britischen Feuerwehrgruppe wieder finden. Die Frage ist nur, ob man mit der internationalen Besetzung die Geldgeber zufrieden stellen und europaweit Rentabilität sichern wollte. Die Kritiker haben bislang jedenfalls kein gutes Haar an dem Film gelassen. Nun soll das Publikum entscheiden.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/midsummer-madness